Die Frage nach dem Favoriten für den Saisonauftakt auf dem Rettenbachgletscher in Sölden stellt sich im Prinzip nicht. Nach einem Sommertraining ohne Zwischenfälle spricht nichts dagegen, dass im Riesenslalom erneut jener Fahrer zuoberst auf dem Podest steht, der in der letzten Saison 9 von 10 Rennen gewann.
Die Rede ist selbstredend von Marco Odermatt. Der Nidwaldner strebt in Sölden seinen dritten Sieg in Folge an. Odermatt siegte beim Saisonauftakt 2021 und 2022, vergangenes Jahr musste das Rennen wegen starken Windböen während dem 1. Lauf abgebrochen werden.
Konnte Meillard Form konservieren?
Am ehesten könnte Odermatt heuer Loïc Meillard gefährlich werden. Für den Walliser kam das Saisonende im vergangenen März zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Just zum Ende des Winters lief Meillard zur Höchstform auf. Hatte er zu Beginn der Saison noch mit Materialproblemen zu kämpfen gehabt, lief für den 27-Jährigen im Frühling alles wie am Schnürchen. In Aspen fuhr er im März mit zwei 2. Plätzen das erste Mal auf das Podest. Beide Male stand ihm einzig Odermatt vor der Sonne.
Und als der Überflieger beim Saisonfinale in Saalbach nach Laufbestzeit im 1. Durchgang im 2. Lauf ausgeschieden war, sprang Meillard in die Bresche. Er setzte sich mit grossem Vorsprung vor Joan Verdu durch und sicherte sich Platz 2 in der Riesenslalom-Wertung. «Es war an der Zeit, dass er uns einmal Platz liess», gab er anschliessend mit einem Schmunzeln zu Protokoll.
Knüpft Meillard an die Leistungen im Frühjahr an, könnte er Odermatt in diesem Winter durchaus gefährlich werden. Um den Branchenprimus vom Thron zu stossen, müssten aber konstant Spitzenresultate her. Mit 432 Punkten war der Rückstand auf die kleine Kugel im letzten Winter beträchtlich.
Gross ist auch der Schatten, der Odermatt hinterlässt. Als Meillard in Saalbach seinen vierten Weltcupsieg feierte, gehörten die Schlagzeilen im hiesigen Blätterwald dennoch Odermatt, weil dessen beindruckende Siegesserie gerissen war. In Sölden steht der Zähler nun wieder bei null.