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Johan Clarey: Der Spätberufene Von Startnummer 55 aus aufs WM-Podest

Praktisch ohne Schlaf raste Johan Clarey zu einer WM-Medaille und stellte dabei einen Rekord auf. Überwältigt war auch Sieger Paris.

Überraschend kam der zweite Platz von Johan Clarey nicht. In den letzen drei Super-G der Saison stand der Franzose jeweils in den Top 10, in Kitzbühel als Zweiter gar auf dem Podest. Kein Wunder, sagt der Franzose: «Die Chancen auf eine Medaille an einem Grossanlass waren wohl noch nie so gross wie in dieser Saison.»

Aksel ist ein Champion, ich bin bloss ein guter Skifahrer.
Autor: Johan Clarey WM-Zweiter im Super-G

Schaut man ein bisschen weiter zurück, ist dieser Erfolg dennoch erstaunlich. «Beim ersten Super-G der Saison startete ich mit der Nummer 55, ich hatte diese Disziplin fast schon aufgegeben», erzählt der Athlet aus Annecy. Ausserdem hat er wie zahlreiche Kollegen eine turbulente Reise hinter sich. «In der Nacht auf Montag habe ich keine Minute geschlafen.»

Kein Vergleich mit Svindal

Mit seinem Podestplatz stellte Clarey einen neuen Rekord auf. Mit 38 Jahren ist er der älteste WM-Medaillengewinner aller Zeiten. «Besser spät als nie», nahm Clarey dazu lachend Stellung.

Ein norwegischer Journalist bat den Franzosen spontan darum, den nach der WM zurücktretenden Aksel Svindal zum Weitermachen zu überreden. «Aksel hatte eine wunderbare Karriere. Er ist ein Champion, ich bin bloss ein guter Skifahrer», war die bescheidene Antwort des Speed-Spezialisten.

Paris trotzt den Umständen

Neben Clarey strahlte derweil Sieger Dominik Paris um die Wette. Trotz starker Saisonleistungen kam der Triumph für ihn aus mannigfaltigen Gründen überraschend:

  • «Die Bedingungen liegen mir eigentlich nicht. Ich mag es, wenn es eisig und unruhig ist.»
  • «Als ich ins Ziel kam, war ich nicht unbedingt zufrieden. Ich dachte, das geht noch schneller.»
  • «Weltcup-Rennen sind für mich einfacher, weil ich die Pisten mittlerweile gut kenne. Hier habe ich wenig Erfahrung.»

Dass er nicht als Allererster starten musste, kam Paris zugute. «Ich habe die Fahrt von Beat Feuz verfolgt, das hat auf jeden Fall geholfen», so der Südtiroler.

Dass ihm der WM-Titel Selbstvertrauen für die Abfahrt gibt, versteht sich von selbst. «Mal schaun, ob i mi mit dr Pisten guat verstoh. Aber do konn schon wos gehn», sagte Paris – in seinem breiten Südtiroler-Akzent und einem noch breiteren Grinsen.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 6.2.19, 12 Uhr

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