Grosse Sportlerinnen zeichnet aus, dass sie auch im Moment einer Niederlage hinstehen. Auch wenn sie wissen, dass sie auf die gestellten Fragen keine Antworten haben. Wendy Holdener ist eine solche grosse Sportlerin.
Die Ratlosigkeit war der Schwyzerin nach ihrem letzten WM-Auftritt und dem undankbaren 4. Platz im Slalom ins Gesicht geschrieben. 36 Hundertstel fehlten der 27-Jährigen am Samstagnachmittag, um die Titelkämpfe doch noch versöhnlich abzuschliessen.
Nur ein Podestplatz im Rücken
Bei Grossanlässen hat Holdener in den letzten Jahren regelmässig abgeräumt. 7 Medaillen kamen zwischen 2017 und 2019 zusammen. Der grosse Unterschied im Vergleich zu diesem Jahr: Holdener reiste mit nur einem einzigen Weltcup-Podestplatz an die Titelkämpfe in die Dolomiten.
Das war weder an den beiden Weltmeisterschaften in St. Moritz und Are, noch an Olympia in Pyeongchang der Fall gewesen. An die Heim-WM ins Engadin war sie beispielsweise mit 6 Slalom-Podestplätzen im Gepäck gereist – und holte danach Kombi-Gold und Slalom-Silber.
«Es ist in anderen Jahren sicher einfacher gelaufen», sagte Holdener, die alleine im Slalom schon 25 Mal auf einem Weltcup-Podest stand. Es seien nicht ganz ihre bevorzugten Verhältnisse gewesen. «Es war ein Kampf, die ganze Saison war ein Kampf. Die Lockerheit, die spielerische Leichtigkeit habe ich nie gefunden», gestand Holdener ein.
Eine Frage der Zeit
Die WM von Holdener hat gezeigt: Ein Selbstläufer ist der Gewinn einer Medaille nie. Daran erinnerte auch Vreni Schneider, die am Samstag als letzte Schweizer Slalom-Weltmeisterin nur zu gerne von Holdener abgelöst worden wäre.
«Gerade der Slalom ist so eine schwierige Disziplin, es geht um Millimeter», so die 56-Jährige. «Aber es kommt, es ist nur eine Frage der Zeit», ist sich Schneider sicher.
Und grosse Sportlerinnen wie Holdener stehen nach einer Enttäuschung nicht nur hin, sie stehen auch wieder auf. Genau das hat die Schweizerin vor: «Ich bleibe dran.»