Schon seit vielen Wochen durfte sich Marco Odermatt des grossen Triumphs gewiss sein. So zahlreich waren seine Glanzleistungen, so gross der Vorsprung auf die ersten Verfolger im Gesamtweltcup. Nach jedem Rennen mehr, das er auf dem Weg zum Saisonende abhaken konnte, sah sich der 24-Jährige deshalb gefragt, was er im Angesicht des bevorstehenden Triumphs im Gesamtweltcup denn verspüre. Immer wieder sagte er: «Nicht viel.»
Wenig Emotionen nach Gewissheit
Nach seinem 2. Platz in der Abfahrt in Courchevel, als er auch mathematische Gewissheit hatte, sprach Odermatt von «wenig Emotionen», die bei ihm zu diesem Zeitpunkt vorhanden seien. Drei Tage später kam er in Méribel dann erstmals in Kontakt mit der Kristallkugel – allerdings vorerst «nur» mit der kleinen für den überlegenen Triumph im Riesenslalom-Weltcup. «Diese Kugel direkt nach einem Sieg in Empfang nehmen zu können, war umso schöner und sehr cool», sagte der Saison-Dominator danach.
Am Samstag gönnte sich Odermatt das erste Bier nur wenige Minuten nach seiner Zieldurchfahrt und noch im Zielraum, viele weitere sollten es dann noch im Verlaufe des Tages werden. Als Konsequenz daraus trug der Nidwaldner am Sonntag zumeist eine dunkle Sonnenbrille. Das sei keineswegs eine Spätfolge der Feier, sondern «natürlich wegen der hellen Sonne», fand Odermatt mit einem grossen Schmunzeln im Gesicht einen durchaus plausiblen anderen Grund.
«Grosse Kugel endlich in meinem Besitz»
Am Sonntag durfte er dann endlich auch Hand anlegen an die grösste Trophäe im Skirennsport. «So lange wurde darüber gesprochen, nun ist sie endlich in meinem Besitz. Dass am Schlusstag der Saison nochmals für mich die Nationalhymne gespielt wird, macht es noch spezieller», freute sich Odermatt im Zielraum.
Er sei, das sagen alle Teamkollegen und Trainer, auch mit wachsendem Erfolg bodenständig und der Gleiche geblieben wie zuvor. Odermatt selber empfindet das nur als selbstverständlich. «So verbrauche ich keine zusätzliche Energie, wie wenn ich mich verändern würde.» Er wolle auch künftig versuchen, die schönen Momente zu geniessen. «Ich hoffe sehr, dass ich diese Lockerheit beibehalten kann und man mir etwas Privatsphäre lässt.»