Die letzte Hoffnung des stolzen ÖSV-Teams in diesem Winter heisst Elisa Mörzinger. Die 22-Jährige hat nächstes Wochenende in Are noch die Chance, die Disziplinenwertung der Parallel-Rennen zu gewinnen. Nach 2 von 3 Wettkämpfen belegt sie mit 80 Punkten den 4. Platz. Der Rückstand auf die Führende Petra Vlhova beträgt 33 Zähler.
Mörzinger könnte mit einem Exploit im Parallel-Rennen in Schweden verhindern, dass Österreich erstmals seit 1995 ohne Kristallkugel für den Sieg in einer Disziplinenwertung bleibt. Aber trotz dieser letzten Chance ist jetzt schon klar, dass der Winter für unseren östlichen Nachbarn ein einziges Debakel ist.
Für ein Land, das den Anspruch hat, die Ski-Nation Nummer eins zu sein, ist es viel zu wenig.
Deutlich wird die Krise auch daran, dass die Schweiz in diesem Winter wohl die Nationenwertung gewinnt und Österreich damit erstmals seit 1990 geschlagen ist. Ehemalige österreichische Skigrössen halten sich mit Kritik denn auch nicht zurück. «Für ein Land, das den Anspruch hat, die Ski-Nation Nummer eins zu sein, ist es viel zu wenig», sagt Stephan Eberharter in der Krone .
Athleten stehen in der Pflicht
Der heute 50-Jährige wird in seinem Verdikt noch deutlicher: «Wenn man sieht, dass nur drei Männer im Gesamtweltcup unter den Top 35 sind, ist das megaschlecht. Für den Aufwand, der betrieben wird, ist das sogar peinlich», so der 29-fache Weltcupsieger.
Laut Eberharter liegt das Problem nicht beim Verband, der nach wie vor perfekte Bedingungen biete, sondern bei den Fahrern: «Ich weiss nicht, wie sehr unsere Läufer dieses Leben wirklich führen wollen. Wie sehr sie bereit sind, alles zu geben und sich zu quälen.»
Die Ansprüche müssen ganz andere sein.
Auch die frühere Spitzenfahrerin Michaela Dorfmeister ist enttäuscht vom Abschneiden ihrer Landsleute. Die 46-Jährige über die Leistungen der ÖSV-Frauen: «Sie sind, so ehrlich muss man sein, zu oft nicht gut Ski gefahren. Wenn man Siegfahrerinnen wie Nicole Schmidhofer, Stephanie Venier oder Ramona Siebenhofer hat, dann müssen die Ansprüche ganz andere sein.»
Sendebezug: SRF zwei, sportpanorama, 08.03.20, 18:30 Uhr