Olympische Winterspiele in Sotschi 2014? Von Rang 15 zu Bronze. Weltcup in Kitzbühel 2016? Von Platz 12 zum Sieg. Madonna di Campiglio 2020? Ebenfalls als 12. auf Platz 1. Und nun die Krönung: An der WM in Courchevel fährt Comeback-Spezialist Henrik Kristoffersen als 16. des 1. Laufs zu WM-Gold.
Sein jüngster Husarenritt gleicht übrigens markant seinem ersten bei Olympia. Zur Halbzeit lag er beide Male weit zurück, doch der zweite Lauf wurde jeweils stark drehend gesteckt. 2014 war es Ante Kostelic, Ivica Kostelics Trainer und Vater, der nach den Vorlieben seines Schützlings grosse Torabstände setzte. Heuer bedankte sich Kristoffersen artig beim deutschen Trainer: «Vielen Dank Bernd Brunner und der deutschen Mannschaft für die Kurssetzung.» Er nutzte die speziell schwierigen Kurse jeweils für seine Monster-Comebacks.
Für Kristoffersen ist Slalom-Gold auch eine gewisse Vollendung. «Jetzt habe ich in Riesenslaom und Slalom WM-Gold gewonnen. Das ist auch nicht so schlecht», merkte er mit einem Lächeln an. 2019 hatte er sich in Are zum «Riesen»-Weltmeister gekürt, in Cortina 2021 war er «nur» im Slalom mit Platz 3 erfolgreich. Was ihm aber noch fehlt, ist Olympia-Gold.
Teufelskerl Ginnis bringt Griechenland auf Ski-Landkarte
Die zweite grosse Überraschung war Alexandros Ioannis (kurz: AJ) Ginnis. Der 28-Jährige bringt mit seinen Exploits seine Nation Griechenland auf die Ski-Landkarte. Anfang Monat feierte er bei der WM-Hauptprobe, dem Slalom in Chamonix, den ersten Podestplatz im Weltcup seiner Nation. Vor allem darum erscheint er im Ranking des Slalom-Weltcups nicht noch weiter hinten als auf Platz 23. Nun doppelte er gleich im nächsten Rennen mit WM-Silber nach.
«Ich bin glücklich, dass ich zu dumm bin, um zu verstehen, was passiert», meinte Ginnis nach seinem bisher grössten Streich. Nun, so ganz verstehen, wie das möglich ist, kann wohl niemand. Aber eines ist klar: Der Senkrechtstarter im Slalom war zumindest keine Eintagsfliege.
Auch Vinatzer mit grosser Überraschung
Den dritten Athlet auf dem Treppchen hatte ebenfalls kaum einer dort erwartet. «Es war ein zäher Winter für mich. Dass es am Tag X für mich so aufgeht, darüber bin ich überglücklich», weiss der 18. im Slalom-Weltcup-Ranking Alex Vinatzer selbst um seinen Coup.
Er kann sich diesen, anders als Ginnis, zumindest teilweise erklären: «Jeder hat sich mit der Kurssetzung schwer getan. Aber wir hatten das Glück, dass wir dieses Jahr mit den Deutschen trainiert hatten. Bereits da hatte Bernd das ungefähr so gesetzt.» Die ungewöhnliche Kurssetzung – sie hat bei zumindest 2 Athleten für Hochgefühle gesorgt.