Ende gut, alles gut. So könnte man die WM aus Sicht der Schweizerinnen zusammenfassen. Im letzten Rennen sorgten Camille Rast und Wendy Holdener mit ihrem Doppelsieg für einen historischen Triumph. Gleichzeitig motzten die Walliserin und die Schwyzerin die Frauen-Bilanz gehörig auf.
Denn zuvor war man in den Einzel-Rennen – ganz im Gegensatz zum Männer-Team – gänzlich ohne Medaille geblieben. Hätte am Samstag weder der Trumpf Rast noch der Trumpf Holdener gestochen: Die Swiss-Ski-Athletinnen wären erstmals seit der WM 2011 in Garmisch ohne Edelmetall in den Einzel-Wettkämpfen nach Hause gereist.
«Wir haben den Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen», bilanzierte Beat Tschuor, der Cheftrainer der Schweizer Frauen, nach dem Slalom mit einem Augenzwinkern und fügte an: «Herzliche Gratulation den Männern, die unglaublich performt haben. Sie haben uns an dieser WM gezogen und wir waren extrem motiviert, auch noch etwas zu liefern.» Dies gelang dank Rast und Holdener eindrücklich.
Holdener, die Zuverlässigkeit in Person
In den Team-Formaten wussten die Schweizerinnen durchaus zu überzeugen. An der Seite von Thomas Tumler und Luca Aerni fuhren Holdener und Delphine Darbellay im Team-Event Parallel Silber ein. Und in der Team-Kombi der Frauen führte Holdener Schweiz 1 mit Lara Gut-Behrami dank einem überragenden Slalom auf den 2. Platz.
Holdener ist mit ihren drei silbernen Auszeichnungen denn auch die Schweizer Medaillenhamsterin an diesen Titelkämpfen. Die 31-Jährige hat nun seit 2017 an vier Weltmeisterschaften und zwei Olympischen Spielen immer mindestens zwei Medaillen gewonnen. Einzig 2021 in Cortina ging sie leer aus.
Rast, die Nervenstarke
Dass es für Holdener abermals nicht zu Slalom-Gold an einem Grossanlass reichte, lag an Rast, die das Rennen ihres Lebens zeigte. Was nicht vielen Fahrerinnen gelingt, meisterte die 25-Jährige scheinbar spielend leicht: Sie behielt im 2. Lauf, den sie zum 1. Mal überhaupt als Führende in Angriff nahm, die Nerven und fuhr zum WM-Titel.
«Ich bin wirklich nicht der emotionale Coach, aber heute war das anders», gab Tschuor Einblick in seine Gefühlswelt. Er sei «hin- und hergerissen» gewesen, als Holdener im Ziel in Führung lag und nur noch Rast oben stand. «Es war ein geschichtsträchtiges Ereignis.»
Die magere Speed-Ausbeute
Enttäuschend verliefen aus Schweizer Optik die Frauenrennen im Speed-Bereich. Hatte Gut-Behrami die Medaille im Riesenslalom nur hauchdünn verpasst, fehlte in Abfahrt und Super-G einiges. Rang 7 in der Abfahrt (Corinne Suter) und Platz 8 im Super-G (Gut-Behrami) waren die einzigen Top-10-Klassierungen.
«Die Speed-Woche war eine echte Challenge. Im Team lief es zäh und es war nicht einfach, Motivation hineinzubringen. Wir haben es auf dieser Piste nicht ganz auf die Reihe gekriegt. Zudem kam uns die Kurssetzung im Super-G nicht wirklich entgegen», analysierte Tschuor.