«Nicht schon wieder!», dürfte sich Lara Colturi in den letzten Tagen gedacht haben, als ihre Nase zu laufen begann. Denn die Erkältung, die sich die Teenagerin eingefangen hatte, kam einmal mehr zur Unzeit und weckte unschöne Erinnerungen.
Denn schon die Ski-WM 2023 in Courchevel/Méribel hatte Colturi verpasst. Beim Einfahren für die Abfahrt war sie gestürzt, riss sich das Kreuzband, musste auf die WM verzichten und fiel danach ein halbes Jahr aus. So schlimm ist es heuer bei Weitem nicht. Schon am Dienstag fühlte sich die 18-Jährige besser und freute sich auf ihr WM-Debüt im Riesenslalom am Donnerstag, ihre Premiere auf der ganz grossen Bühne.
Erst im vergangenen November ist Colturi volljährig geworden. Doch bekannt ist die Tochter von Daniela Ceccarelli, der Super-G-Olympiasiegerin von 2002, im Ski-Zirkus längst. Schon vor ihrem Debüt im November 2022 war es ein grosses Thema, dass sie statt für ihr Geburtsland Italien für Albanien startet. Denn anders als in Italien kann sie im Verband ihrer Wahlheimat ein Privatteam um sich scharen.
Tombas Servicemann an der Seite
Den Druck spürt die Technikerin zwar, doch sie arbeitet daran, damit umgehen zu können: «Seit ich klein bin, sagt man zu mir: ‹Du bist der nächste Champion, du bist Ceccarellis Tochter›.» Und auch, dass sie ihr Team finanzieren muss, das ihre Mutter als Trainerin und Star-Servicemann Andrea Vianello (der schon die Ski von Legenden wie Alberto Tomba und Lindsey Vonn präparierte) umfasst, lässt sie mittlerweile kalt. Für sie steht die Freude im Vordergrund, sagt sie.
Das war nicht immer so, doch nach ihrer Verletzungspause integrierte sie den mentalen Aspekt noch stärker in ihren Trainingsalltag. «Ich mache spezielle Atemtechniken. So versuche ich, mich in meine eigene Blase zu begeben und einfach Spass beim Rennfahren zu haben.»
Noch keine Speedrennen
Ein Rezept, das Früchte trägt. Nachdem sie zuvor erst einmal in die Top 10 vorgestossen war, wiederholte sie das Kunststück in der laufenden Saison 6 weitere Male. Im Slalom von Gurgl und im Riesenslalom von Kranjska Gora fuhr sie als Zweite gar zweimal auf das Podest. Im Gesamtklassement liegt sie aktuell auf Zwischenrang 8.
Und das, obwohl der Rohdiamant im Weltcup nach dem Kreuzbandriss bislang noch auf die Speedevents verzichtet. «Das ist echt schade, denn ich mag Speedrennen. Ich hoffe, dass ich nächste Saison Super-G und vielleicht auch Abfahrten bestreiten kann», blickt sie voraus. Mit Gold an der Junioren-WM 2023 im Super-G hat sie ihr Potenzial auch dort bereits angedeutet.
Auch auf dem Eis ist sie eine Könnerin
Grosses Talent zeigt Colturi übrigens nicht nur auf dem Schnee, sondern auch auf dem Eis. Sie hätte wohl auch eine Profi-Karriere als Eiskunstläuferin starten können. «Bis vor 3 Jahren habe ich auch Wettkämpfe bestritten, aber dann musste ich mich entscheiden. Nun mache ich es nur noch zum Spass. Aber meine Schlittschuhe habe ich immer mit dabei.»
In Saalbach muss ihr Hobby indes warten. Der Grund? Die Eishalle wurde an der Ski-WM umfunktioniert und beherbergt das Medienzentrum.