Vor ein paar Jahren stellte sich Marta Bassino die Frage, ob sie auf den Slalom oder den Super-G als zweite Disziplin neben dem Riesenslalom setzen sollte. Sie versuchte sich im Stangenwald, reüssierte jedoch nicht. In 16 Slaloms konnte sie nur einmal punkten – in Levi 2020 als 18. In der Folge setzte sie mehr auf die Karte Speed und sahnte nun an der WM in Méribel/Courchevel gross ab.
Sie trat damit im 2. Frauen-Rennen in die Fussstapfen von zwei grossen Namen im italienischen Ski-Rennsport:
- Isolde Kostner: Als erst zweite Italienerin krönte sich Bassino zur Weltmeisterin im Super-G. Kostner hatte das Kunststück 1996 und 1997 gleich zweimal hintereinander geschafft.
- Federica Brignone: Die 31-Jährige hatte am Montag Gold in der Alpinen Kombination gewonnen. «Sie ist für mich immer so etwas wie eine Inspiration gewesen. Ich bin 6 Jahre jünger als sie und als ich ins Team kam, war sie schon da.» Auch Brignone habe sich von der Technikerin zur Allrounderin entwickelt. «Ich habe ihr zugesehen und mir gesagt, dass ich das auch schaffen kann. Denn ich mache ja dasselbe wie sie», erklärte Bassino am Mittwoch.
Dass die italienischen Speed-Frauen stark sind, wusste man schon vor der WM. Mit Sofia Goggia (4 Saisonsiege in der Abfahrt), Elena Curtoni (1 Abfahrtssieg) und Brignone (1 Sieg im Super-G) räumte die «Squadra Azzurra» in der bisherigen Saison schon gross ab.
Bezeichnenderweise wurde nun mit Bassino die 4. Italienerin im Bunde Weltmeisterin im Super-G. Überraschend vielleicht, weil andere Namen höher gehandelt worden waren und sie noch nie im Weltcup gewinnen konnte. Sensationell jedoch nicht, schliesslich war die 26-Jährige bereits bei den letzten beiden Super-G in St. Anton und Cortina als 3. aufs Podest gefahren und hatte dabei ihre Ausbeute an Top-3-Rängen im Super-G innert einer Woche verdoppelt.
Bis zuletzt um Gold gebangt
Einfach wurde ihr der 2. WM-Titel nach demjenigen im Parallelrennen 2021 in Cortina jedoch nicht gemacht. «Ich habe bis zum Ende gezittert», schilderte die 26-Jährige die bangen Minuten auf dem Leaderthron.
Weil sie im obersten Teil der Strecke nicht zu den schnellsten gehört hatte und bis zur 2. Zwischenzeit bloss auf dem 21. Zwischenrang lag, bangte sie bis zu Alice Robinson, der 30. am Start, um ihren Titel. Erst ganz unten, wo es wie in einem Riesenslalom stärker drehte, sorgte Bassino für die Differenz und dafür, dass sich der Entscheid, auf Super-G statt Slalom zu setzen, richtig war. Goldrichtig sogar.