Am Dienstag fehlte in der Alpinen Kombination an der Ski-WM nur eine Viertelsekunde, und River Radamus hätte sich seine erste Medaille an einem Grossanlass umhängen lassen dürfen. So sprach er danach von einem «bittersüssen» Resultat. Noch hat Radamus in Courchevel/Méribel aber weitere Podestchancen: Nach dem Team-Event im Parallel-Rennen und im Riesenslalom.
Druck macht mir nichts aus. Ich halte mich da an das Zitat von Billie Jean King ‹Druck ist ein Privileg›.
Auch wenn der US-Techniker im Weltcup noch nie über Rang 6 hinauskam, ist es nicht utopisch, dass der Mann, der am Sonntag 25-jährig wurde, in den nächsten Tagen um die Medaillen fahren wird. Radamus ist ein Mann für die wichtigen Rennen und Grossanlässe: Neben Rang 4 in der Alpinen Kombination in Courchevel landete er auch bei Olympia in Peking im Team-Event und im Riesenslalom schon auf dem undankbaren 4. Platz.
Schon früh erfolgreich
Bereits in jungen Jahren brillierte er, wenn es zählte: Neben 5 Medaillen an Junioren-Weltmeisterschaften machte er vor allem durch 3 Mal Gold an Jugend-Olympia 2016 auf sich aufmerksam. «Druck macht mir nichts aus. Ich halte mich da an das Zitat von Billie Jean King ‹Druck ist ein Privileg›. Ich habe mir die Möglichkeit erkämpft, hier zu sein und will nicht nach Hause kommen, ohne das Maximum gegeben zu haben.»
Doch Radamus ist im Weltcup nicht nur für seine Nervenstärke bekannt, sondern auch für seine bunten Haare und wechselnden Frisuren. «Ich habe vor ein paar Jahren in Sölden damit begonnen, mir die Haare zu färben. Es soll mich daran erinnern, den Spass im Vordergrund zu halten.»
Alle helfen beim Färben mit
Weil er beim Bleichen und Färben selber Hand anlegt, verbrannte er sich vor allem zu Beginn immer mal wieder die Kopfhaut. «Wie sagt man so schön? ‹Wer schön sein will, muss leiden›. Doch mittlerweile bin ich ein wahrer Färb-Profi», lacht Radamus. Auch seine Teamkollegen, die Freundin oder der Physiotherapeut hätten schon als Coiffeur hinhalten müssen, deshalb «läuft bei uns eigentlich immer jemand mit Farbe an den Händen rum».
Zu seinen Lieblingsfrisuren zählen das Zebramuster der Olympischen Spiele in Peking und auch die Gepardflecken. «Aber auch der Vokuhila, den ich mal hatte, hat für viel Aufsehen gesorgt – wenn auch nicht nur positiv ...» Ihm habe der Schnitt – und auch die Reaktionen – gefallen.
Denn auch sonst fällt Radamus auf. Sei es mit seinem buschigen Schnauz, den er einfach trägt, weil er zu faul zum Rasieren ist, oder mit seinen Kleidern. Geht es um die Frisur, liegt für ihn der Vergleich mit dem ehemaligen Basketballer Dennis Rodman nahe. «Ich hatte schon einige rodmaneske Frisuren. Aber eigentlich versuche ich, meinen eigenen Stil zu haben. Ich finde es auch cool, wie Lucas Braathen und Atle Lie McGrath frische Energie in den Sport bringen.» Damit hofft er, einen Teil dazu beizutragen, dass der Skisport für die nächste Generation spannend bleibt.
Die Party muss noch warten
In Courchevel zeigt sich Radamus übrigens von seiner «langweiligen» Seite. Der US-Amerikaner läuft für einmal nur mit blondiertem Schopf herum. Doch das hat seinen Grund: Er hat seine Haare versteigert. 7000 Dollar sind für die lokale Skischule in seinem Wohnort zusammengekommen. Der spendabelste Gönner darf auswählen, wie der Techniker bald herumläuft. In Palisades Tahoe, wo die nächsten Weltcup-Rennen stattfinden, wird das Frisurengeheimnis gelüftet.
Eine Party gab es für Radamus am Sonntag im übrigen noch nicht. Die will der Amerikaner nach der WM nachholen. «Ich hoffe, dann gibt es etwas zu feiern.»