Bei den Topnationen wird an der WM in Méribel im letzten Training um die Startplätze für die Frauen-Abfahrt gefahren. Solche Probleme kennt Sabrina Simader nicht. Die 24-Jährige ist als einzige Vertreterin ihres Landes am Start. Überraschend ist das nicht, schliesslich gehört Kenia nicht zu den klassischen Ski-Nationen.
Simader, die mit 3 Jahren aus Kenia nach Österreich zog, hat andere «Baustellen». So wird sie hier in Méribel nur von ihrem Trainer betreut, der gleichzeitig ihr Servicemann ist. Neben dem Skifahren muss sich die Speed-Spezialistin um das Management ihres Mini-Teams und die Finanzen kümmern. «Es ist Einteilen angesagt. Aber wir machen es ganz gut und hoffen, dass das Team weiter wächst», erzählt sie nach dem Abschlusstraining zur Abfahrt.
Finanziellen Support erhofft sie sich in Zukunft vermehrt vom kenianischen Verband, da sie das Land auf internationalem Parkett repräsentiere. «Es gefällt mir sehr, dass ich Geschichte schreiben durfte», meint sie, darauf angesprochen, dass sie die erste afrikanische Frau war, die es in den Weltcup geschafft hat.
In Kenia ist der «Schneeleopard» bekannt
Zudem hat die 24-Jährige bereits Auftritte an Weltmeisterschaften (2017 in St. Moritz und 2021 in Cortina) sowie an Olympischen Spielen (2018 in Pyeongchang) in ihrem Palmarès stehen. «Besonders am Anfang war der Hype in Kenia sehr gross, weil eine kenianische Skifahrerin untypisch ist», erinnert sich Simader.
Doch auch heute bekommt sie noch viel Feedback aus der fernen Heimat. «Die Menschen dort kennen zwar Schnee nicht, trotzdem fiebern sie vor dem TV mit.» Auf dem TV-Bild sehen die Kenianer dann eine Frau, die jeweils im bunten Renndress mit Leopardenmuster fährt. Damit fällt Simader auf – bewusst? «Die Grundidee zu meinen Anzügen kam von der Tochter meines Trainers. Ich kann mich voll mit dem Schneeleoparden identifizieren und designe jeweils mit.»
Schritt für Schritt näher an die Elite heran
Geht es nach Simader, soll der Schneeleopard in Zukunft noch öfter zu sehen sein. «Im Weltcup will ich mich stetig verbessern und unter die Top 30 kommen. Ich glaube, ich habe grosses Potenzial, vor allem, wenn ich mehr zum Speedtraining komme», formuliert sie ihre Ziele. Auch die Olympischen Spiele 2026 sind bereits im Kopf von Simader, die in Südkorea Fahnenträgerin ihres Landes war.
Doch so weit ist es noch nicht. Die Gegenwart heisst WM 2023 in Courchevel/Méribel, wo für sie jedes Training ein Segen ist. Weil in der Vorbereitung das Budget nicht reichte, lagen Übungsfahrten nicht drin. Der Lerneffekt ist klar erkennbar: Mit jeder Fahrt steigerte sich Simader und verlor weniger Zeit auf die Besten. Im 3. Training waren es noch 3,76 Sekunden Rückstand auf Sofia Goggia – Letzte wurde sie indes trotzdem jedes Mal.
Top-30-Platz winkt
«Ich werde das Rennen aber auch so voller Selbstvertrauen in Angriff nehmen», blickt sie voller Freude auf den Samstag voraus. «Nach dem guten 3. Training hoffe ich, dass ich am Samstag noch einen draufsetzen kann.»
Übrigens: Kommt Simader am Samstag bei der «coolen Abfahrt» ins Ziel, wird sie ihr bestes Resultat bei der Elite, Rang 31 im Super-G vom Mittwoch, gleich wieder überbieten. Weil nicht einmal 30 Athletinnen am Start stehen werden, ist ihr ein Platz in den Top 30 nicht zu nehmen.