Von der «Walliser Welle» war im Vorfeld die Rede, von einem Kampf des gesamten Feldes gegen das Trio Ramon Zenhäusern, Daniel Yule und Loïc Meillard. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die Swiss-Ski-Equipe ging im WM-Slalom in Courchevel leer aus. Man verpasste nicht nur die Medaille, man musste gar eine klare Niederlage einstecken.
Das Unheil nahm gleich von Beginn weg seinen Lauf: Meillard, auch schon «Mr. Konstant» genannt, schied im 1. Lauf nach 3 Toren aus. Yule, der das Rennen direkt nach seinem Teamkollegen in Angriff nahm, schien nach Meillards Out verunsichert. An derselben Stelle bekundete der zweifache Siegfahrer dieser Saison Mühe und fuhr auch in der Folge mit angezogener Handbremse. Und auch Zenhäusern kam in Durchgang Nummer 1 nicht über einen ordentlichen Auftritt hinaus.
«Ich hatte von Beginn weg Mühe. Verliert man bei einem solchen Hang mal den Speed, kommt man fast nicht mehr auf Tempo», so Yule zur Halbzeit. Und auch Zenhäusern war mit seinem Auftritt nicht zufrieden: «Eigentlich hielt der Lauf keine Schwierigkeiten bereit, ich hätte einfach mehr Gas geben müssen.»
Gas geben hätte also das Motto im 2. Lauf sein müssen. Mit einem Rückstand von 0,68 respektive 1,24 Sekunden von Zenhäusern und Yule auf das Podest wäre am Nachmittag durchaus was dringelegen – wie Henrik Kristoffersen beweisen sollte. Doch dazu hätte es Risikobereitschaft gebraucht ...
Sowohl Yule als auch Zenhäusern verloren auch in Durchgang Nummer 2 kontinuierlich Zeit. Es waren Auftritte, die im Weltcup zu Punkten gereicht hätten, aber einen an der WM nicht in die Nähe der Medaillen bringt. Natürlich bewegt man sich wohl in keiner Disziplin so dermassen auf Messers Schneide wie im Slalom, in keiner Disziplin liegen Erfolg und Niederlage so nah beieinander. Eine kleine Unkonzentriertheit und der Athlet sieht die Slalomstange auf der falschen Seite an sich vorbeirauschen – Meillard kann ein Lied davon singen.
Dennoch war die Erwartungshaltung vor dem Rennen zurecht grösser, die Schweizer sorgten mit den bisherigen Saisonergebnissen gleich selbst für diese. Dementsprechend gross ist die Enttäuschung nach dem WM-Slalom – auch bei den Athleten selbst. «Heute lief es überhaupt nicht, ich bin nie auf Touren gekommen», so Yule nach dem Rennen. «Ich muss das Rennen nicht einmal im Video anschauen.» Zu gering dürfte wohl der Lerneffekt sein.
Etwas ausgenommen von der Kritik ist Marc Rochat, der das Rennen als 14. beendet. Einerseits war der 30-Jährige nur Nummer 4 im Schweizer Team, andererseits war es die erste WM für ihn.
Für die Swiss-Ski-Verantwortlichen gilt es nun die richtigen Schlüsse zu ziehen. Es stellt sich die Frage, wieso trotz starkem Team keine Klassierung in den Top 8 erreicht wurde, wieso man am Tag X nicht bereit war. Sollten die richtigen Antworten auf diese Fragen gefunden werden, steht der Schweizer Slalom-Equipe nichts mehr im Weg, um bei der nächsten WM für den goldenen Abschluss zu sorgen.