Nach Gold in der WM-Abfahrt waren bei Marco Odermatt die Emotionen überbordet – ein seltenes Bild beim Nidwaldner. Dementsprechend hatte der 25-Jährige danach die Korken knallen lassen. Bilder und Videos der Feier hatte er selber in den sozialen Medien geteilt und alle an seiner Freude teilhaben lassen.
5 Tage später doppelte Odermatt im Riesenslalom nach. Ganz vergleichbar waren die beiden Goldmedaillen für ihn aber nicht, wie er erzählte: «Nach der Abfahrt sind bei mir die Emotionen explodiert. Es war mein erstes WM-Gold, dazu mit dieser überwältigenden Fahrt.»
Schwarz' «Fehlerli» ausgenutzt
Anders – besser – sei es dafür dank seinem Landsmann Loïc Meillard auf Rang 2, der den Doppelsieg perfekt machte: «Das hätten wir nicht erwartet, umso cooler, dass es geklappt hat.» Odermatt hatte selber nicht mehr an WM-Gold geglaubt, als er Halbzeit-Leader Marco Schwarz mit grossem Vorsprung in den Schlusshang habe einbiegen sehen. «Ich brauchte heute die ‹Fehlerli› von Marco», gab er deshalb zu.
Doch auch so ist Odermatts Leistung kaum hoch genug einzuschätzen. Neben der besonderen Herausforderung auf der «Eclipse», die Strecke glich einer Eisbahn, war der mentale Aspekt besonders. «Mein Körper und vor allem mein Kopf brauchten nach der Abfahrt 2 Tage Pause.» Im Riesenslalom war der 25-Jährige indes wieder voll da.
«Der Kopf, das Mentale, der Kampfgeist waren heute entscheidend», gab Odermatt hinterher zu Protokoll. Und auch wenn er sich am Start des 2. Laufes «auch schon besser gefühlt» habe, liess er die Konkurrenz ein weiteres Mal hinter sich.
Meillard, der «Unbekannte»
Trotz WM-Silber flog am Freitag Teamkollege Meillard ein wenig unter dem Radar – einmal mehr. Vom Interviewer, der für die WM-Organisatoren die Fragen stellt, wurde er zunächst darauf angesprochen, dass es ja seine 1. WM-Medaille sei. Meillards lapidare Antwort: «Nein, ich habe schon zwei davon.»
Obschon Meillard die Hauptprobe in Schladming gewonnen hatte, fiel ihm WM-Silber alles andere als in den Schoss. Weil der 26-Jährige 3 Tage krank im Bett verbracht hatte, spürte auch er für einmal die Strapazen des langen 1. Laufes.
Nicht schon wieder!
«Normalerweise habe ich keine Mühe mit langen Läufen, heute war ich dagegen komplett ‹blau›. Für mich war es deshalb völlig ok, dass der 2. Lauf 10 Sekunden kürzer war», erklärte er, der im Final dank Laufbestzeit noch vom 4. Platz auf das Podest gefahren war. Vor dem Start habe er sich gesagt, dass er «schon 4. und 5. an einer WM» gewesen sei. «Nicht schon wieder!», lautete deshalb das Motto, bevor er umso mehr Gas gab. Eine Strategie, die voll aufging.
Party für den einen, Medaillenchance für den anderen
Aus sportlicher Sicht ging die WM für «Odi» am frühen Freitagnachmittag zu Ende. Neben der Strecke stand indes noch die Siegerehrung an – und die Partynacht danach. Auch wenn die Batterien beim Doppelweltmeister langsam leer sind, liegen die Probleme anderswo: «Der ganze Staff musste das Zimmer schon räumen, weil es keinen Platz mehr im Hotel habe. Jetzt müssen wir ein wenig verhandeln.» Als Doppelweltmeister hat Odermatt sicherlich gute Karten ...
Anders verhält es sich bei Meillard, der am Sonntag eine weitere Medaillenchance im Slalom hat. «Ich sage irgendwann ‹Tschüss› und gehe schlafen, während die anderen Party machen», heisst seine Devise deshalb.