Im Prinzip hätten Loïc Meillard und Co. nach dem Rennabbruch in Sölden gleich in den Ötztaler Alpen bleiben können. Drei Wochen nach dem geplatzten Saisonauftakt auf dem Rettenbachgletscher und den abgesagten Rennen in Zermatt/Cervinia lancieren die Slalom-Cracks die Saison in der Region. Obergurgl liegt nur rund 20 Autominuten südlich von Sölden entfernt.
Das höchstgelegene Kirchdorf Österreichs entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Bergbauerndorf zum beliebten Ferienziel. Mittlerweile kommen auf die rund 400 Einwohner mehr als 10 Mal so viele Ferienbetten.
Piccards Notlandung auf dem Gletscher
Vor 92 Jahren wurde Obergurgl über Nacht international bekannt. Am 27. Mai 1931 musste der Schweizer Wissenschaftler Auguste Piccard auf dem Gurgler Ferner – einem Gletscher oberhalb von Obergurgl – notlanden, nachdem er einen neuen Höhenrekord mit seinem Ballon aufgestellt hatte.
17 Stunden zuvor war Piccard mit seinem Assistenten Paul Kipfer in Augsburg gestartet, die Landung nach dem Rekordflug auf 15'781 Meter Höhe war in der Region Freiburg geplant. Wegen technischen Problemen konnte Piccard die Landung nicht wie geplant einleiten. «Es hängt nur vom Wind ab, ob wir am Abend in die Adria fallen oder Land unter uns haben werden», hielt er in seinem Bordbuch fest, während er in der Stratosphäre gefangen war.
Mit den kühleren Abendtemperaturen begann der Ballon zu sinken, um 21 Uhr hatte das Himmelfahrtskommando wieder Boden, respektive Eis unter den Füssen. Nach einer kalten Nacht machte sich das Duo am nächsten Morgen ohne Bergausrüstung auf den Weg in Richtung Tal, wo ihnen bereits ein Suchtrupp entgegenkam. Die Personenkapsel des Ballons blieb anschliessend fast noch ein Jahr auf dem Gletscher liegen. Seit 1989 erinnert im Dorf ein Denkmal an das historische Ereignis.