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Nadals Abschied als Zäsur Wie viel Feuer steckt noch in Djokovic?

Rafael Nadal dankt ab, von den «Big Three» spielt einzig Novak Djokovic weiter – nur wie lange noch? Dem Spitzentennis steht eine Zäsur bevor.

Tennisspieler mit rotem Hemd und Schläger auf dem Platz.
Legende: Welche Ziele erreicht er noch? Novak Djokovic. EPA/ALEX PLAVEVSKI

Novak Djokovic hat sich für Mitte November einen Termin dick im Kalender angestrichen: Der Grand-Slam-Rekordchampion will unbedingt zu den Davis-Cup-Finals nach Malaga reisen – obwohl Serbien gar nicht qualifiziert ist. «Ich werde persönlich da sein, um deiner herausragenden Karriere Respekt zu zollen», schrieb der 37-Jährige an Rafael Nadal (38) gerichtet.

Das Karriereende des spanischen Topstars ist ein spürbarer Einschnitt. Für Djokovic, der in den legendären Duellen mit seinem ärgsten Widersacher seine Grenzen immer wieder verschob. Und für das Tennis insgesamt, das nach Roger Federer das nächste grosse Aushängeschild verliert.

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Nadals Siege, die ihn zur Legende gemacht haben
Aus Sport-Clip vom 10.10.2024.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 44 Sekunden.

Aus «Big Three» wird «Big One»

Nadal gehörte zuletzt nicht mehr zu den Titelkandidaten, und im Männertennis ist eine neue Rivalität zwischen dem spektakulären Carlos Alcaraz und dem Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner entbrannt – beide teilten sich in diesem Jahr alle vier Slams untereinander auf. Sollte es aber doch noch zu einer Doping-Strafe gegen Sinner kommen, wäre das für das Produkt Weltklasse-Tennis ein schwerer Schlag.

Denn allzu breit ist die Spitze aktuell nicht. Nadal wird der Szene mit seinem Auftreten und seiner Aura fehlen, die «Big Three» schmelzen nun zu einem «Big One» zusammen – zu Djokovic, der noch letzte Ziele in seiner einmaligen Karriere verfolgt.

Spontane Planung

Der Ausnahmekönner aus Belgrad ist dabei immer nochmal in der Lage, Alcaraz und Sinner herauszufordern. Aber Djokovic, der 2024 erstmals seit sieben Jahren keinen Grand-Slam-Titel gewann, nährte mit seinen jüngsten Aussagen auch die Zweifel, dass er noch lange auf höchstem Niveau spielen wird.

«Normalerweise habe ich in meiner Karriere meinen Zeitplan sechs Monate im Voraus erstellt, aber das ist heute nicht mehr der Fall», sagte Djokovic am Rande des ATP-1000-Turniers in Schanghai: «Jetzt ist es spontaner.» Er müsse sich körperlich, emotional und mental fit fühlen, um angreifen zu können.

Noch ein paar Rekorde im Fokus

Djokovic muss für seine Ziele brennen – das war zuletzt offenbar nicht mehr immer der Fall. In diesem Jahr erfüllte sich der frühere Tour-Dominator in Paris den grossen Traum von Olympiagold. Djokovic verfolgt auch noch einen 25. Grand-Slam-Triumph, mit dem er die Australierin Margaret Court hinter sich lassen würde. Und zur Bestmarke von 109 Turniersiegen, die dem US-Amerikaner Jimmy Connors gehört, fehlen ihm aktuell zehn.

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Archiv:Djokovic vergoldet seine Karriere mit Olympiasieg
Aus Paris 2024 Clips vom 04.08.2024.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 59 Sekunden.

Mit Blick auf seinen möglichen 100. Titelgewinn verspürt er aktuell in China eine «Extramotivation» und steht nach einem mühevollen Viertelfinal in der Runde der letzten Vier. Der Saisonabschluss der ATP in Turin löst dagegen kaum noch etwas in Djokovic aus. «Was mich betrifft, so bin ich mit diesen Turnieren in meiner Karriere fertig», sagte er. Lieber schaut er noch ein letztes Mal Nadal zu.

Radio SRF 1, Nachrichten, 10.10.2024, 12:00 Uhr ; 

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