Tennis ist – klammert man das Doppel aus – im Grunde ein Einzelsport. Dies gilt indes nicht für den Billie Jean King Cup. Dementsprechend freute sich Siegercoach Heinz Günthardt im Interview mit SRF: «Ab und zu sind wir etwas neidisch auf die Fussballer, die nach einem Tor übereinander herfallen. Einmal im Jahr haben wir etwas Ähnliches.»
Für ihn stehe fest: «Die Girls machen sich gegenseitig besser, sie können so alles aus sich herausholen. Wie sie das machen, hat viel mit ihren Persönlichkeiten zu tun. Der Teamspirit macht einen grossen Unterschied.» Jil Teichmann betonte in Glasgow augenzwinkernd: «Wir tun nicht nur so, wir mögen uns wirklich.»
Günthardt, der Baumeister des Erfolgs, hatte an diesem Finaltag in Glasgow noch einmal viele nervliche Strapazen auf sich nehmen müssen. Gerade beim Kraftakt im ersten Einzel, in welchem Teichmann nach 3 spannenden Sätzen die Weichen dramatisch auf Sieg stellen konnte: «Keine Ahnung, wo Jil am Ende der Partie noch etwas Zusätzliches gefunden hat. Wahrscheinlich hat sie bei uns allen angezapft – bei Belinda, bei Viktorija, bei mir. Am Schluss ist es nur noch eine Frage von Willen und Herz, und dieses Team hat jede Menge Herz.»
Auch die Spielerinnen rückten unmittelbar nach dem historischen Gewinn des wichtigsten Tennis-Teamwettkampfs den Zusammenhalt in den Fokus. Belinda Bencic erklärte, den Triumph noch gar nicht in Worte fassen zu können. Energie verloren aber auch Kraft getankt habe sie schon beim Betrachten von Teichmanns Partie: «Als es Jil geschafft hat, war ich so stolz und inspiriert, wollte ich es ihr einfach gleichtun.»
Den erwähnten Teamgeist unterstrich Equipenleaderin Bencic, indem sie mitten im Interview auch die am Final ohne Einsatz gebliebenen Viktorija Golubic und Simona Waltert herbeiwinkte. Neben der guten Stimmung im Team machte Bencic auch die Extra-Motivation, welche durch die Vorjahres-Niederlage hervorgerufen wurde, für den Erfolg verantwortlich.
Teichmann fasste zusammen: «Dreams come true.» Golubic freute sich darüber, den «sehr eleganten» blauen Sieger-Blazer tragen zu dürfen. Sie fand auch lobende Worte für die vierte im Bunde, Debütantin Waltert: «Sie ist die Zukunft der Schweiz und hatte einen geilen Einstieg.» Dass nun Sonntag sei, tue der Feierlaune keinen Abbruch, versprach Bencic: «Wir müssen Turniersiege ja immer an einem Sonntag feiern.»
Kein Final in der Schweiz
Dank der Finalqualifikation sind die Schweiz und Australien bereits für die Finalrunde im kommenden Jahr qualifiziert. Das entlastet sie während der Saison von Spielen im Team-Wettkampf und gibt Planungssicherheit. In der Schweiz wird diese Finalrunde laut Swiss-Tennis-Präsident René Stammbach allerdings nicht stattfinden. «Die Austragungsstädte müssen dem internationalen Verband eine Garantie von rund 4 Mio. Dollar leisten», erklärt er. «Das ist in der Schweiz kaum stemmbar. Deshalb werden wir uns nicht bewerben.»