- Novak Djokovic (ATP 1) steht nach einem dramatischen 5-Satz-Sieg gegen Francisco Cerundolo (ARG/ATP 27) im Viertelfinal der French Open.
- Mit seinem 370. Erfolg an einem Grand-Slam-Turnier löst der Serbe Roger Federer als Rekordhalter ab.
- Allerdings stellt Djokovic selbst in Frage, ob er zu seinem Viertelfinal antreten kann.
Dass Novak Djokovic nach 4:39 Stunden seine Arme nach oben reissen und einen 6:1, 5:7, 3:6, 7:5, 6:3-Sieg über Francisco Cerundolo bejubeln würde, hätten kurz zuvor wohl nur noch wenige im Philippe-Chatrier-Stadion gedacht. Der Serbe sah nach 1:2-Satz- sowie Breakrückstand im 4. Umgang wie der sichere Verlierer aus.
Zudem kämpfte der 37-Jährige mit Knieproblemen. Zu Beginn des 2. Satzes hatte Djokovic deswegen bereits ein Medical Timeout nehmen müssen. Wenig später liess er den Arzt erneut auf den Platz kommen und beschwerte sich gleichzeitig beim Supervisor lautstark darüber, dass der Platz viel zu rutschig sei. Dadurch sei sein Knie in Mitleidenschaft gezogen worden.
Djokovic nutzt die Schwächen Cerundolos gnadenlos aus
Nichts, wirklich nichts deutete deshalb im 4. Satz auf eine ähnliche Auferstehung von Djokovic hin wie in der Runde zuvor gegen Lorenzo Musetti. Eher schien es, als müsste er dem nächtlichen Effort vom Samstag Tribut zollen.
Doch ein schwaches Aufschlaggame von Cerundolo reichte, um den «Djoker» zurück in die Spur zu bringen. Unter anderem nach einem unerzwungenen Fehler und einem Doppelfehler des Argentiniers gelang Djokovic unerwartet das Re-Break zum 4:4.
Und plötzlich war der Weltranglisten-Erste wieder voll da. Beim Stand von 6:5 im 4. Satz vergab er erst 2 Satzbälle bei Aufschlag Cerundolo, ehe er doch noch das Break und den damit verbundenen Satzausgleich schaffte.
Wie verwandelt
Plötzlich schienen die Schmerzen verschwunden, die Bewegungen wieder geschmeidig, das Spiel wieder druckvoll und der Kampfgeist wieder geweckt. Und nach einem Ausrutscher zu Beginn des Entscheidungssatzes liess Djokovic nochmals alle Verantwortlichen und Zuschauende wissen, was er von den Platzverhältnissen hielt.
Auch die Tatsache, dass er nach einem frühen Break zum 2:0 postwendend das Re-Break hinnehmen musste, brachte Djokovic nicht mehr aus dem Konzept. Sinnbildlich dafür der entscheidende Servicedurchbruch zum 5:3. Mit 3 sehenswerten Punkten zog er Cerundolo den Stecker und servierte anschliessend den Match nach Hause.
Federers Rekord gebrochen
«Das ist euer Sieg», sagte Djokovic in Richtung des Publikums nach 4:39 Stunden Spielzeit: «Ich war vielleicht drei, vier Punkte vor dem Aus heute entfernt. Mein wirklicher Glückwunsch an Francisco.»
Mit dem Erfolg stellte Djokovic eine neue Bestmarke auf. Mit dem 370. Sieg auf Major-Stufe liess er Roger Federer hinter sich und ist nun alleiniger Rekordhalter.
Forfait gegen Ruud?
Ob er diesen Rekord im Viertelfinal gegen Casper Ruud (NOR/ATP 7) ausbauen kann, ist indes fraglich. «Ich bin im 2. Satz ausgerutscht, das hat mein Knie beeinträchtigt», sagte der Serbe am Abend. Er habe die Partie nur dank entzündungshemmenden Medikamenten zu Ende spielen können. «Ich weiss nicht, wie es morgen oder übermorgen ist und ob ich in der Lage sein werde, auf den Platz zu gehen. Aber ich hoffe es.»