«Profis auf dem höchsten Niveau des Sports können jetzt einfach sagen: ‹Wir wussten es nicht›», schrieb der frühere Wimbledon-Finalist Nick Kyrgios bei X am Tag nach Bekanntgabe des positiven Tests von Swiatek auf die verbotene Substanz Trimetazidin. Während andere prominente Gesichter wie Naomi Osaka in den Sozialen Medien ihre Unterstützung signalisierten, wurden auch Rufe nach einem transparenteren Vorgehen der International Tennis Integrity Agency (ITIA) laut.
Und erneut kochten – wie schon im Fall des ebenfalls in diesem Jahr positiv getesteten Jannik Sinner – Diskussionen auf über mögliche Doppelstandards in solchen Verfahren. Simona Halep, einstige Nummer 1 der Welt, wies bei Instagram auf einen vermeintlich «grossen Unterschied in Behandlung und Urteil» hin. Halep war von der ITIA für vier Jahre gesperrt worden, der Internationale Sportgerichtshof TAS reduzierte die Strafe auf neun Monate.
Ungleiche Behandlung?
«Ich fange langsam an zu glauben, dass nicht jeder ein gleiches Verfahren bekommt...», schrieb auch die Deutsche Eva Lys (WTA 133) bei X: «Es gibt viele niedriger gerankte Spieler, die nicht die gleiche Behandlung erfahren wie ‹höher gerankte› Spieler. Ich sage nicht, dass jemand unschuldig ist oder nicht, ich sage, dass jeder die gleichen Chancen verdient.» Sie verwies dabei auf die Britin Tara Moore, die erst 19 Monate nach einer offenbar unverschuldet positiven Probe freigesprochen wurde.
Bei Swiatek und auch bei Sinner ging es schneller. Der überragende Spieler der vergangenen Saison hatte nach zwei positiven Tests im Frühjahr von der ITIA letztlich keine Sperre erhalten, diese könnte nach der Intervention der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) allerdings noch folgen. Auch Swiateks Fall will die Wada eingehend untersuchen. Ihr wurde in erster Instanz eine Zwangspause von vier Wochen auferlegt, die sie nach einer vorläufigen Sperre vom 22. September bis zum 4. Oktober weitgehend hinter sich hat.
Nun will Swiatek Transparenz
Die fünffache Grand-Slam-Siegerin Swiatek beschrieb die Phase nach ihrem positiven Test vom 12. August auf Trimetazidin, das in ihrem Fall einem kontaminierten Mittel gegen Schlafprobleme entstammen soll, als «härtesten Kampf» ihres Leben. In ihrem rund siebenminütigen Video an die Fans sagte die Polin, sie wolle transparent mit dem schwerwiegenden Vorfall umgehen. Eine Aussage, die im Widerspruch zu stehen scheint mit ihren Absagen für drei Turniere im Herbst. Dabei gab sie an, müde zu sein oder sich nach ihrem Trainerwechsel Zeit nehmen zu wollen.
Einen Hinweis darauf, dass sie vorläufig gesperrt war und nach einer Quelle für eine verbotene Substanz in ihrem Körper suchte, gab sie nicht. Auch die ITIA informierte die Öffentlichkeit erst nach Abschluss des Verfahrens und begründete dies mit dem erfolgreichen Einspruch von Swiateks Anwälten binnen zehn Tagen gegen die vorläufige Sperre. Dies entspreche den Anti-Doping-Regeln im Tennis, die allerdings auch zu Beginn der neuen Saison weiter ein Diskussionsthema sein dürften.