Die Herzen der Tennisfans hat Jasmine Paolini bereits in Paris im Sturm erobert. Erst im Final der French Open musste sie sich Iga Swiatek geschlagen geben.
Anfang Jahr noch ausserhalb der Top 30 rangiert, ist sie in Wimbledon nun erneut so weit vorgestossen – und nun gegen Barbora Krejcikova sogar leicht favorisiert. Offenbar zu ihrer eigenen Überraschung: «Zwei Grand-Slam-Finals in Folge! Das ist verrückt und schwer zu glauben», meinte Paolini nach dem 2:51 Stunden dauernden Abnützungskampf im Halbfinal gegen Donna Vekic.
Erster gewonnener Match in Wimbledon? 2024
Dass eine Spielerin im gleichen Jahr sowohl beim Sand- als auch beim Rasen-Major im Endspiel steht, hat Seltenheitswert. Serena Williams gelang das zuletzt 2016. Sonst haben dieses Kunststück in diesem Jahrtausend nur noch Venus Williams, Justine Henin und Steffi Graf vollbracht – allesamt waren sie Weltranglistenerste.
Bei Paolini noch spezieller: Die 1,63 m kleine Frau aus Italien hatte die Rasensaison in Angriff genommen, ohne zuvor je ein Spiel in einem Hauptfeld auf dieser Unterlage gewonnen zu haben. In Wimbledon lautete ihre Bilanz 0:3. Erst beim Vorbereitungsturnier in Eastbourne (Halbfinal) platzte der Knoten. Sollte sie gewinnen, wäre sie die erste Spielerin überhaupt, die Siegpremiere im Hauptfeld und Titel im gleichen Wimbledon-Turnier vereint.
An Widerständen gewachsen
Die Entwicklung, die Paolini in diesem Jahr durchgemacht hat, ist erstaunlich. Mit 28 Jahren mischt sie plötzlich ganz vorne mit – unabhängig vom Ausgang des Finals wird sie in der Weltrangliste von Platz 7 erstmals in die Top 5 vorrücken. «Ich versuche, in der Gegenwart zu leben und einfach zu geniessen, was ich tue», beschreibt Paolini ihren Wandel.
In entscheidenden Momenten wirkt sie tatsächlich gelassener als früher und zeigt ausserdem ihr Kämpferherz. An der Church Road überwand sie zahlreiche Widerstände: Der Achtelfinal gegen Madison Keys stand auf Messers Schneide, die US-Amerikanerin musste bei 5:5 im dritten Satz aber aufgeben. Im Viertelfinal setzte sich Paolini im vierten Duell erstmals gegen Emma Navarro durch. Es folgte der längste Frauen-Halbfinal der Wimbledon-Geschichte, in dem Paolini gegen Vekic nach Satzrückstand die Oberhand behielt.
Bisher einziges Duell an Krejcikova
Im Gegensatz zu Finalgegnerin Krejcikova (French Open 2021) hat Paolini noch keinen Grand-Slam-Titel vorzuweisen. Im bisher einzigen Aufeinandertreffen der beiden gewann die Italienerin 2018 in der Qualifikation der Australian Open gerade einmal drei Games. Dass diese Statistik Paolini beunruhigt, ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich.