Für Nicola Spirig entwickelte sich der Olympia-Triathlon von Tokio so, wie sie dies im Vorfeld befürchtet hatte. «6 bis 7 gute Schwimmerinnen kommen gemeinsam aus dem Wasser und arbeiten dann auf dem Velo effizient zusammen.»
Dieses Szenario trat ein, Spirig aber presste bis zuletzt jedes einzelne Korn aus sich heraus. Denn sie orientiert sich an folgendem Motto: «Kämpfe bis zum Schluss, in einem Olympia-Rennen kann immer noch etwas passieren.»
Stark, aber nicht stark genug ...
Entsprechend liess die 39-Jährige nach dem Ausstieg aus dem Wasser nichts unversucht und betrieb auf der Radstrecke einen enormen Kraftaufwand. «Ich habe viel Führungsarbeit geleistet und kaum Unterstützung erhalten. Aber ich habe mich bei der Taktikbesprechung mit meinem Coach darauf eingestellt.»
Ich konnte nochmals fit zu meinen 5. Sommerspielen antreten und mit der Weltspitze mithalten.
Spirig verweist auf ein starkes Rennen – in allen Disziplinen. «Aber letztlich war meine Leistung auf dem Rad nicht stark genug, um die Spitzengruppe einzuholen», musste sie anerkennen.
Sechste geblieben, nicht aber im Leben stehen geblieben
Nicht mehr von ihrer kämpferischen, sondern vielmehr von ihrer emotionalen Seite zeigte sich die Ausnahmekönnerin nach dem Zieldurchlauf. «Mit einem 6. Rang hierzustehen macht mich stolz.» Das gleiche Abschneiden glückte ihr schon einmal vor langen 13 Jahren – ehe zwei Olympia-Medaillen folgten.
«Ich stehe mittlerweile mit drei Kindern an einem ganz anderen Punkt im Leben. Aber ich konnte nochmals fit zu meinen 5. Sommerspielen antreten und mit der Weltspitze mithalten.» Dies wertet die Zürcherin als absolutes Privileg.
Ganz zum Schluss durfte Spirig noch einen «Gute-Nacht-Gruss» nach Hause zu ihrem 8-jährigen Sohn Yannis schicken. Dieser durfte wachbleiben und den Auftritt seiner Mutter vor dem TV verfolgen. Die Sehnsucht nach einem baldigen Wiedersehen ist beidseits riesig.