Winterzeit, Streamingzeit: Wir stellen vier Filme abseits des Mainstreams vor, die es aktuell auf Play SRF zu sehen gibt.
Preisgekröntes Drama aus dem Kosovo
Fahrijes Mann wird seit dem Kosovokrieg vermisst – wie viele der Männer im Dorf. Das bringt die Frauen in eine schwierige Situation. Denn in einer patriarchalen Gesellschaft wird von ihnen erwartet, dass sie auf ihre Männer warten und von Sozialhilfe leben, obwohl das Geld kaum reicht, um die Familie durchzubringen. Als Frau arbeiten zu gehen oder sich gar selbstständig zu machen: undenkbar. Bis jetzt.
Alles, was du tust, fällt auch auf die Familie zurück – ob gut oder schlecht.
Fahrije kauft sich ein Auto und gründet ein kleines Unternehmen. Sie will Ajvar verkaufen, ein pikanter Dip aus roten Peperoni und Aubergine, der zur balkanischen Küche gehört, wie Käse zur Schweizerischen. Ihre Selbstständigkeit ist eine ungeheure Provokation im konservativen Kosovo der frühen 2000er-Jahre. Aber eben auch eine Möglichkeit, dem Dorf neue Perspektiven aufzuzeigen.
«Hive» feierte 2021 am Sundance Film Festival Premiere und war der erste Film in der Geschichte des Festivals, der alle drei Hauptpreise gewann.
Die rebellische Kaiserin
Kaiserin Elisabeth kennen die meisten aus den «Sissi»-Filmen mit Romy Schneider. Im echten Leben schrieb sich die Monarchin nur mit einem S in der Mitte – und war auch sonst überraschend anders, als bisweilen angenommen.
In «Sisi und ich» erscheint die Kaiserin als tätowierte und Drogen konsumierende Feministin mit Freiheitsdrang. Eine Frau, die von patriarchalen Normen die Nase gestrichen voll hat. Und die ebenso selbstbewusst wie selbstherrlich darüber bestimmt, wie und mit wem sie ihre Zeit verbringt.
Jedenfalls keine dicken Menschen und keine Männer.
Der heimliche Star des Films ist jedoch nicht Sisi selbst, sondern ihre zurückhaltende Hofdame Irma (gespielt von der Oscar-nominierten Sandra Hüller). Durch ihre Augen erleben wir Sisi als Draufgängerin – zu Popmusik und in 70-Jahre-Kleidern.
Starauflauf im «besten Film aller Zeiten»
«Der beste Film aller Zeiten» ist nicht etwa das Fazit der Kritikerinnen und Kritiker, sondern der Titel des Films. Worum geht's? Der gelangweilte Pharma-Unternehmer und Millionär Humberto Suarez hat sich in den Kopf gesetzt, den «besten Film aller Zeiten» zu produzieren und damit zu sozialem Prestige zu gelangen. Natürlich braucht der 80-Jährige dafür auch die «Besten» ihres Fachs.
Er engagiert eine exzentrische Regisseurin (Penelope Cruz), einen Hollywood-Schnulzen-Schauspieler (Antonio Banderas) und einen radikalen Theater-Schauspieler (Oscar Martínez). Letzterer findet seinen Schauspielkollegen «einen Idioten». Als die beiden sich in Hahnenkämpfe verstricken, droht alles ausser Kontrolle zu geraten.
Eine Sprache lehren, die man selbst nicht spricht
Gilles ist Jude aus Belgien. Während des Zweiten Weltkriegs wird er gemeinsam mit anderen Juden von den Nazis verhaftet und in ein Konzentrationslager deportiert. Um seiner Hinrichtung zu entgehen, behauptet Gilles, kein Jude zu sein, sondern Perser.
Eine Lüge, die ihm vorerst das Leben rettet, ihn danach aber in grosse Bedrängnis bringt. Denn: Der deutsche Lagerkommandant träumt davon, nach dem Krieg ein Restaurant im Iran zu eröffnen, und sucht deshalb jemanden, der ihm Farsi beibringen kann – eine Sprache, die Gilles nicht beherrscht.