«Ich habe eine Allergie. Soll ich mich trotzdem gegen Corona impfen lassen?» Diese Frage zählte nicht nur zu den häufigsten im «Puls»-Chat vom 4. Januar – auch die Allergologen am Universitätsspital Zürich, Standort Flughafen, kriegen sie täglich 30 bis 40 Mal zu hören.
Ein Grund dafür dürfte die Berichterstattung aus England sein: Zwei Personen hatten dort mit einem anaphylaktischen Schock auf die Covid-Impfung reagiert. Die englische Regierung empfahl daraufhin, dass sich Allergiker nicht impfen lassen sollten.
Diese Empfehlung zog man zwar wenig später wieder zurück, doch die Schlagzeilen reichten, um auch hierzulande viele Allergikerinnen und Allergiker zu verunsichern.
Aber was ist denn nun in dieser Impfung drin, das Probleme verursachen könnte?
Der Toxikologe Michael Arand hat für die Swissmedic Gutachten über die neuen mRNA-Impfstoffe erstellt. Für den Fachmann erklären sich die Impfstoffe am korrektesten durch die chemische Formel. Zwecks besserer Verständlichkeit versucht er für das Gesundheitsmagazin «Puls» aber eine viel simplere Erklärung:
«Der grösste Teil des Spritzeninhalts ist das Lösungsmittel Wasser. Interessant ist aber natürlich vor allem der Wirkstoff, die mRNA. Da sie ihre Arbeit nicht alleine erledigen kann, braucht es einen nicht unerheblichen Anteil eines zweiten Wirkstoffes, der dafür sorgt, dass diese RNA auch von Zellen aufgenommen wird.»
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Hinzu kommen dann noch Hilfsstoffe für die Verpackung und den Schutz der RNA vor der Zerstörung im Körper. «Diese Stoffe haben bei einigen wenigen Geimpften in den USA und England zu einer erheblichen Impfreaktion geführt», weiss Michael Arand.
Zu einem solchen anaphylaktischen Schock kam es bei ungefähr einer pro 50'000 geimpften Personen. Zurückgeführt wird er auf die Komponente Polyethylenglykol, einen Hilfsstoff, der in vielen Arzneimitteln wie etwa Abführmitteln verwendet wird. Auch in kosmetischen Produkten des täglichen Bedarfs findet man ihn sehr oft – gerade weil Polyethylenglykol als sicherer Hilfsstoff gilt.
Toxikologe Arand teilt diese Ansicht: «Die Sicherheit der Impfstoffe beurteile ich als hervorragend.»
Auch die Allergologin Susann Hasler vom Universitätsspital Zürich schätzt die Häufigkeit einer Polyethylenglykol-Allergie als gering ein. «Gemäss einer Übersichtsarbeit von 2016 wurden innerhalb von 40 Jahren 37 Fälle publiziert – auf der ganzen Welt.»
Aber natürlich würden mehr Impfungen nun auch zu mehr rapportierten Fällen führen: «Bei einer halben Million Geimpften in der Schweiz muss man schon mit 40, 50, 60 Fällen rechnen.»
Dafür sind die Impfzentren gut gerüstet. Adrenalin, Antihistaminika, Cortison und Sprays gegen Atemnot gehören zur Grundausrüstung.