«Wenn man als Schwangere in der Corona-Risikogruppe ist, dann macht es vielleicht keinen Sinn, jetzt schwanger zu werden.» Marianne Leuzinger will mit der weiteren Familienplanung lieber noch etwas zuwarten. Ihre Bedenken teilt sie aktuell mit vielen anderen Frauen mit Kinderwunsch.
Weltweit wurde von dramatischen Covid-19-Verläufen bei Schwangeren berichtet. Doch obwohl Schwangere als Risikogruppe gelten, wurde ihnen zunächst von der Impfung abgeraten. Es fehlten Informationen.
Erste Erfahrungswerte zur Impfung von Schwangeren
Jetzt scheint der Wind etwas zu drehen: Zwar gibt es bis anhin mehr Erfahrungswerte als wissenschaftliche Daten zur Impfung von Schwangeren, etwa aus den USA und Israel. Soweit aber scheinen keine unerwünschten Nebenwirkungen aufzutreten.
Was die Wirksamkeit der Impfung anbelangt, zeigen Schwangere gemäss ersten Studien nicht nur eine gute Immunantwort. Sie geben die Antikörper auch ans Kind weiter – während der Schwangerschaft und beim Stillen.
Neue Empfehlungen in der Schweiz
Nun gilt in der Schweiz neu für Schwangere, die chronisch krank sind oder im Alltag riskanten Kontakten ausgesetzt sind, gar eine ausdrückliche Impfempfehlung. «Das können Lehrpersonen sein, Kleinkind-Betreuerinnen und vor allem schwangeres, exponiertes Gesundheitspersonal», so Gynäkologe Daniel Surbek vom Berner Inselspital. Welche Schwangeren ganz konkret als «speziell exponiert» gelten, ist nicht klar definiert. Die BAG-Empfehlungen zielen besonders auf Gesundheitspersonal, Gynäkologe Surbek befürwortet eine offenere Interpretation. Erste Schwangere wurden in der Schweiz schon geimpft.
Eine allgemeine Impfempfehlung für alle steht noch aus. Laut Daniel Surbek dürfte diese aber nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, wenn weitere Studien positive Erfahrungen bestätigen: «Sobald man mehr Daten zur Impfung von Schwangeren hat, wird man es für alle wollen.»
Was sollen Frauen mit Kinderwunsch also tun?
Laut Daniel Surbek haben Frauen mit Kinderwunsch, für welche die aktuelle Impf-Empfehlung nicht gilt, zwei Möglichkeiten: «Entweder noch ein paar Monate mit der Schwangerschaft zuwarten, bis die Frau beim Impfen an der Reihe ist.»
Oder aber: Die Frau wird schwanger in Erwartung einer baldigen, allgemeinen Impfempfehlung. In der zweiten Schwangerschaftshälfte wäre es früh genug, dann ist das Risiko für Covid-19-Komplikationen am höchsten. Eine Impfung mache bis vier Wochen vor dem Geburtstermin Sinn.
Die Covid-19-Impfung für Schwangere gibt es heute nur auf ärztliche Verordnung. Die Impfung ist aber nicht verboten. Übernimmt der Gynäkologe, die Gynäkologin die Verantwortung, könnten sich Schwangere an sich auch ohne BAG-Empfehlung impfen lassen, wenn genug Impfstoff vorhanden ist. Ansonsten bleibt abzuwarten, ob bald eine allgemeine Impfempfehlung abgegeben wird.