Verkaufspersonal, Zugsbegleiter, Serviceangestellte: Viele Menschen müssen täglich stundenlag eine Atemschutzmaske tragen. Und nicht wenige beklagen sich über Atembeschwerden, Schwindel oder Kopfschmerzen.
Der Verdacht, der auch in den sozialen Medien die Runde macht: Die Maske lässt zu wenig Sauerstoff durch und staut stattdessen das Kohlendioxid.
Was ist da dran? Das SRF-Gesundheitsmagazin «Puls» fragt nach beim Chefarzt des Lungenzentrums im Kantonsspital St. Gallen.
Martin Brutsche winkt ab: «Es gibt keinen direkten Link zwischen Maskentragen oder der damit verbundenen Art des Atmens und der Entstehung von Kopfweh.» Kopfschmerzen seien vielmehr ein unspezifisches Symptom, das bestimmte Leute häufiger trifft als andere, wenn sie mit einer Störung konfrontiert sind. «Das kann etwas Unspezifisches sein, das Stress auslöst. Oder etwas Ungewohntes wie eine Maske.»
Also alles bloss ein Stress-Symptom?
«Puls» hakt nach bei der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. Hier beschäftigt sich Simon Annaheim mit dem Widerstand von Masken.
Ein Experiment soll zeigen, ob Maskentragen einen Einfluss auf die Sauerstoffsättigung im Blut hat: Eine Studentin wird während je einer Stunde bei der Arbeit eine Einweg- und eine Stoffmaske tragen. Dabei wird laufend die Sauerstoffsättigung in ihrem Blut gemessen. Ausgangswert: 97 Prozent.
Nach einer Stunde moderater körperlicher Betätigung mit Einwegmaske hat sich daran nichts geändert. Und auch der Versuch mit Stoffmaske und erhöhter Belastung zeigt keine Überraschung: Trotz Strampeln auf dem Laufband bleibt die Sauerstoffsättigung immer zwischen 95 und 97 Prozent. Alles über 90 Prozent ist gut.
Das Fazit von Bewegungswissenschaftler Annaheim: «Die Sauerstoffaufnahme wurde durch das Maskentragen nicht reduziert. Auch nicht bei leichter oder moderater Aktivität, wie wir sie auf dem Laufband simuliert haben.»
Doch auch wenn die Sauerstoffsättigung gut ist, kann die Leistungsfähigkeit nachlassen, bestätigt Pneumologe Brutsche. «Bei körperlich anstrengender Arbeit ist die Maske durchaus spürbar. Bei einem längeren Einsatz ohne Pause kann das durchaus zu einer Leistungseinbusse führen.»
Und wie begründet ist die Befürchtung, dass man wegen der Maske ständig den eigenen Atem samt Kohlendioxid wieder einatmet? «Die ausgeatmeten CO2-Moleküle sind so klein, dass sie die Maske problemlos durchdringen», beruhigt Simon Annaheim. Dasselbe gilt für die Sauerstoffmoleküle aus der Umgebungsluft. «Man atmet mit Maske ganz normale Gaskonzentrationen ein wie ohne. Deshalb ist mit keinen Problemen zu rechnen.»
Die Empfehlung der Experten: So oft wie möglich Pausen machen, durchatmen – und versuchen, sich an die neue Situation zu gewöhnen.