Volksläufe sind in der Schweiz populärer denn je. Und hat einen der Ehrgeiz erst einmal gepackt, kennen viele nur ein Ziel: Den Marathon.
Mit 42,2 Kilometern Länge ist die Strecke nicht nur so etwas wie der «heilige Gral» für ambitionierte Läuferinnen und Läufer, sondern vor allem auch eine immense Belastung für deren Körper. Wie gross sie tatsächlich ist, hat das SRF-Gesundheitsmagazin «Puls» am Zürich Marathon untersucht.
Als Versuchsperson hat sich der 47-jährige Flavio Calligaris zur Verfügung gestellt.
Der Hobbyläufer ist am vergangenen Sonntag zu seinem 15. Marathon gestartet und hat sich im Vorfeld von Sportarzt Peter Züst durch 1000 Kilometer Aufbautraining begleiten lassen.
Vor, während und nach dem Lauf wurden Calligaris nun Puls, Blutdruck und Körpertemperatur gemessen und ausserdem Blut zur späteren Analyse entnommen.
Weniger als drei Stunden nach dem Startschuss passierte Flavio Calligaris die Ziellinie – persönliches Ziel erreicht! Was er seinem Körper dabei zugemutet hat, zeigt die Auswertung am Tag danach.
Unter den verschiedenen Blutwerten sticht einer besonders hervor: Der erhöhte Troponin-Gehalt.
Troponin wird durch absterbende Herzmuskelzellen ins Blut abgegeben und gilt deshalb als typisches Zeichen für einen Herzinfarkt. Zwar ist der Wert in Flavio Calligaris' Blut noch nicht im kritischen Bereich, er weist aber deutlich auf die starke Belastung des Herzens durch den Marathon hin.
Wer sich dieser Belastung aussetzen möchte, muss deshalb sicherstellen, dass er oder sie nicht an einer unerkannten Herzkrankheit leidet.
Ebenfalls augenfällig: Die Belastung von Calligaris' Nieren während des Wettkampfs. «Die Nieren opfern sich da etwas, indem sie ihre Durchblutung zugunsten der Durchblutung der wichtigeren Muskulatur reduzieren», erklärt Peter Züst die gestiegenen Kreatinin-Werte.
Die Folge: Das Filterorgan kann seiner Aufgabe nur noch reduziert nachkommen. «Wir haben im Urin auch etwas Eiweiss nachgewiesen. Das sollte normalerweise nicht so sein.»
Wenig überraschend fallen die Messergebnisse zur Muskelbelastung aus. Die 42,2 Kilometer auf dem Asphalt haben einige Muskelzellen dahingerafft – der Effekt kommt aber erst tags darauf so richtig zum Tragen: Während sich Herz und Nieren bereits wieder erholt haben, sind die Kreatinkinase-Werte massiv in die Höhe geschossen.
«Ich würde sicher nicht gleich wieder einen Marathon laufen», bringt Flavio Calligaris seinen heftigen Muskelkater tapfer lächelnd auf den Punkt.
Die körperliche Belastung eines Marathons ist also selbst für einen derart gut trainierten Hobbysportler wie Flavio Calligaris immens. Spricht das aus medizinischer Sicht nicht ganz grundsätzlich gegen eine Teilnahme?
Sportarzt Züst ist sich der Popularität der Sportart bewusst, meint aber klar: «Das Gesündeste an einem Marathon ist die Vorbereitung darauf.» Und wer dann doch am Start stehen will, sollte sich sicher sein, dass das Herz dabei mitspielt. Damit der Lauf am Zielstrich endet und nicht in einem Krankenwagen.