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Alternative zu Medikamenten Tablet-Games beruhigen Kinder

Tests von französischen Anästhesisten zeigen: Spielen Kinder vor einer Operation auf einem Tablet, wird das Beruhigungsmittel überflüssig.

Damit Kinder möglichst entspannt in eine Operation kommen, gibt man ihnen vor der Betäubung meist ein Beruhigungsmittel. Das ist auch bei erwachsenen Patienten üblich. Französische Mediziner berichten nun von einer anderen Methode, die Kinder beruhigen soll.

Dominique Chassard und seine Kollegen vom Hôpital Femme Mère Enfant in Lyon haben untersucht, ob ein iPad ähnlich gut funktioniert wie das gängige Beruhigungsmittel Midazolam. Ergebnis: Es gibt kaum Unterschiede – in einem Punkt schneiden Tablet-Games sogar besser ab, wie die Forscher auf dem World Congress of Anaesthesiologists (WCA) in Hong Kong berichten.

Tablet so gut wie ein Medikament

In ihrer Studie wurde 54 Kindern 20 Minuten vor der Anästhesie das Beruhigungsmittel Midozalam verabreicht. 58 andere Kinder bekamen stattdessen ein iPad mit altersgerechten Spielen in die Hände gedrückt. Die Kinder waren zwischen 4 und 10 Jahren alt.

Insgesamt vier Mal untersuchte ein zugezogener Psychologe die Ängste der jeweiligen Kinder und die Befindlichkeit der Eltern: bei der Hospitalisierung, bei der Trennung von Eltern und Kind, vor der Anästhesie, nach dem Aufwachen. Und auf eine weiteren Ebene beurteilten Anästhesie-Pflegefachleute die Qualität der jeweiligen Narkose.

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Die Kernaussage am Ende: Es gab fast keinen Unterschied. Sowohl Kinder als auch die Eltern beider Vergleichsgruppen verspürten identische Angst-Niveaus, und auch die Entwicklung der Gefühle über die vier Test-Zeitpunkte verlief identisch.

Doch sowohl die Eltern als auch die Pflegefachleute fanden die Einleitung der Narkose bei der «Tablet-Gruppe» befriedigender.

Gleich wirksam, aber beliebter

Die Beruhigung per iPad war vielleicht nicht besser – aber sie kam bei den Beteiligten eindeutig besser an.

«Unsere Studie zeigt, dass die Furcht der Kinder und der Eltern vor einer Anästhesie durch Midazolam und die Verwendung eines iPad gleich stark gedämpft wird», sagt Dominique Chassard, der als Chef-Anästhesiologe am Hôpital Mere Enfant in Lyon arbeitet. «Aber die Qualität der Einleitung der Narkose und die Zufriedenheit der Eltern erschienen bei der iPad-Gruppe höher. Die Verwendung von iPads oder anderen Tablet-Geräten wäre ein nicht-pharmazeutisches Hilfsmittel, um den voroperativen Stress in der Kinderchirurgie ohne Sedativa zu senken.»

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