Der 4. Juli 1954 markiert nicht nur in der deutschen Sportgeschichte einen ganz besonderes Moment: Der im Berner Wankdorfstadion gegen Ungarn errungene Weltmeistertitel gilt auch recht eigentlich als identitätsstiftende Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland – eine Geburtsstunde, der aus sportlicher Sicht ein erheblicher Makel anhaftet.
Verdächtige Erkrankung
Schon wenige Tage nach dem Spiel wurden die Deutschen nämlich vom Kapitän des Finalgegners des Dopings beschuldigt. Dass sich dieser (von allen Beteiligten stets bestrittene) Vorwurf bis heute hält, liegt in erster Linie daran, dass nach der WM diverse deutsche Spieler und selbst der Trainer unter Gelbsucht litten – augenscheinliches Symptom einer Hepatitis-C-Erkrankung.
Als Ursache der Infektion wurden im Nachhinein die «Vitamin C»-Injektionen ausgemacht, die der Mannschaftsarzt dem Team mit ungenügend sterilisierten Glasspritzen verabreichte.
Dass in den heimlich eingesetzten Spritzen tatsächlich nur Vitamin C enthalten war, wird seit jeher stark bezweifelt. Vieles spricht stattdessen dafür, dass die Spieler mit Pervitin gedopt wurden, der als «Panzerschokolade» bekannten Blitzkrieg-Droge der deutschen Wehrmacht.
Vitaminpräparat oder Aufputschmittel?
Das während dem Krieg millionenfach in Tablettenform produzierte und konsumierte Methamphetamin – vergleichbar mit dem Speed oder Crystal Meth unserer Tage – dämpft Müdigkeit, Hunger und Schmerz und steigert kurzzeitig Selbstvertrauen, Leistungsfähigkeit und Konzentration.
Bei regelmässiger Einnahme kommt es sehr schnell zu starker psychischer Abhängigkeit und vielfältigen körperlichen Zerfallserscheinungen.
Weiterführende Informationen
Auch wenn sich der Verdacht hartnäckig hält: Ob dem legendären «Wunder von Bern» tatsächlich auf chemischem Wege nachgeholfen wurde, liess sich nie beweisen. Dopingkontrollen werden erst seit der Fussball-WM 1966 in England durchgeführt.