Was eine immer grössere Zahl Studien zeigt, ist nun amtlich: Die vorliegenden Erkenntnisse liessen «keinen nennenswerten Zusammenhang zwischen dem Cholesterin in Lebensmitteln und dem Cholesterinspiegel im Blut» erkennen, schreibt das US-Landwirtschaftsministerium im Bericht zum Entwurf der neuen «Dietary Guidelines for Americans».
Bislang galt in Amerika die Empfehlung, täglich nicht mehr als 300 Milligramm Cholesterin zu sich zu nehmen, was in etwa dem Gehalt von gut hundert Gramm Butter oder zwei kleinen Eiern oder einem 300 Gramm schweren Steak entspricht.
Es wurde davon ausgegangen, dass der Verzehr stark cholesterinhaltiger Lebensmittel das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. Von dieser Annahme ist man nun abgekommen: Cholesterin zählt nicht mehr zu den Nährstoffen, deren übermässiger Konsum als bedenklich eingestuft wird.
Gesättigte Fettsäuren im Visier
Was nach der Absolution für Butter, Fleisch und Eier klingt, hat jedoch einen Haken: Stark cholesterinhaltige Produkte enthalten oft auch viele gesättigte Fettsäuren – vor deren übermässigem Konsum künftig noch eindringlicher gewarnt wird.
Bislang sollten nicht mehr als zehn Prozent der täglich verzehrten Kalorien gesättigte Fettsäuren sein, künftig nur noch acht Prozent. Dieser Grenzwert würde bereits nach geringen Mengen Butter oder einem 200-Gramm-Steak erreicht.
Immerhin: Selbst der Verzehr von einem Dutzend Eiern pro Tag würde nach dieser Rechnung nicht schaden.
Weniger Fett, mehr Kohlenhydrate
Die offiziellen Ernährungsempfehlungen werden von einer wachsenden Zahl Wissenschaftler kritisch beurteilt – und von einigen sogar ganz direkt für das seit Jahren grassierende Übergewicht mit all seinen negativen Nebenerscheinungen verantwortlich gemacht.
Die US-Journalistin Niona Teicholz beschreibt in ihrem Bestseller «The Big Fat Surprise», wie die Verteufelung von Butter, Fett und Cholesterin in den letzten 50 Jahren dazu geführt hat, dass besonders die US-Amerikaner immer dicker wurden. Sie hielte sich an die Einschränkungen der «Low fat»-Diät, ersetzten die fehlenden Kalorien aber durch Kohlenhydrate. Mit verheerenden Folgen.
«Die Anreicherung des Speiseplans mit Kohlenhydraten hat erst zur gegenwärtigen Epidemie der Fettleibigkeit geführt», hält Ernährungsmediziner Prof. Michael Ristow gegenüber der «NZZ am Sonntag» fest. Warum unser Körper Fette effizienter verbrenne als Kohlenhydrate, sei unklar. Sicher aber sei: Kohlenhydrate steigern die Blutfettwerte, die als Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall gelten.
Essen wie zu Grossmutters Zeiten
Die Kritiker postulieren eine Rückkehr zur Ernährung der 1960er-Jahre, also zu einer vollwertigen, ausgewogenen Küche mit deutlich weniger Kohlenhydraten und ohne künstlichen Verzicht auf gewisse Nahrungsmittel.
Wie es die Bestsellerautorin Nina Teicholz gemäss «NZZ am Sonntag» formuliert: «Esst, was ihr all die Jahre vermieden habt: Butter, Eier, Käse, Fleisch. Diese Nahrungsmittel machen satt, und sie sind gesund.» Zumindest bei den Eiern sind sich damit alle einig.