Der erste klinische Versuch einer Malaria-Impfung fand schon in den 1940er-Jahren statt. Seither wurden über 100 weitere Impfstoff-Kandidaten getestet. Die allermeisten sind gescheitert, einer ist seit kurzem im Einsatz – mit mässigem Erfolg.
Nun warten die Universität Oxford und Partner mit einem Impfstoff auf, der in klinischen Versuchen mit über 75 Prozent Wirksamkeit abschneidet. Er schützt also drei Viertel der Geimpften vor einer Infektion mit dem Malariaerreger. Vor allem aber schaffen diese 75 Prozent auch die von der WHO definierte Schwelle, um Malaria langfristig auszurotten.
«Das sind die besten Daten aus einem Malaria-Impfversuch, die es je gegeben hat», sagte Studienleiter Adrian Hill bei der Präsentation der neusten Resultate, publiziert im Fachblatt «Lancet Infectious Diseases».
Die Ergebnisse stammen aus einer Studie mit 450 Kleinkindern in Burkina Faso, die eine Booster-Impfung 12 Monate nach der Grundimmunisierung bekommen haben. In Burkina Faso erkrankt jedes Jahr fast die Hälfte der Bevölkerung an Malaria.
Die Impfung greift den Malaria-Erreger in einem frühen Stadium seines Lebenszyklus an, bevor er in die menschliche Leber gelangt und sich dort im Körper festsetzen kann. Sie besteht aus einem Nano-Partikel, darum herum gepackt sind Eiweisse des Malaria-Erregers. Diese Eiweisse lösen eine hohe Immunantwort mit Antikörpern aus, so dass sich der Erreger nicht weiter vermehren kann. Das konnten die Forschenden aus Oxford schon in früheren Untersuchungen zeigen. Ihre jüngste Studie zeigt nun, dass der Schutz anhält: Mit einer Booster-Impfung ein Jahr nach der Grundimmunisierung wird er von 12 auf 24 Monate verlängert.
Weder Virus noch Bakterium
Die meisten Krankheiten, die Kinder in den ersten Lebensmonaten und -jahren vor allem im globalen Süden gefährden, können mit Impfen verhindert werden: Masern, Diphterie, Röteln oder Kinderlähmung. Gegen all diese Infektionen gibt es seit Jahrzehnten Impfstoffe.
Malaria hingegen ist komplexer: Der Erreger ist kein Virus und auch kein Bakterium, sondern ein Plasmodium – ein einzelliger Parasit. Diese Parasiten entwickeln sich in zwei Phasen: zum einen im menschlichen Wirt, zum anderen in den Überträgermücken. In diesen Lebenszyklus einzugreifen, ist schwierig. Dazu kommt, dass es nicht ein einziges Plasmodium gibt, sondern mehrere, die verschiedene Arten von Malaria verursachen. Der Impfstoff aus Oxford greift den in Afrika am häufigsten vorkommenden Parasiten an: Plasmodium falciparum.
Ziel: Zulassung 2023
Die hohe Wirksamkeit von bis 80 Prozent sei «fantastisch», sagte an der Medienkonferenz Halidou Tinto, der verantwortliche Forscher in Burkina Faso. Der nächste Schritt laufe bereits, nämlich eine Phase-III-Studie in vier Ländern Afrikas, mit über zehnmal so vielen Kindern wie in den bisherigen Studien. Die Ergebnisse sollen Ende Jahr veröffentlicht werden, Ziel ist die breite Zulassung im Jahr 2023.
Die Universität Oxford hat bereits einen Impfstoffhersteller angebunden: das Serum Institute of India, das imstande sei, Hunderte von Millionen Impfdosen zu produzieren. Die Forscher sind also optimistisch. Ob R21 wirklich der Game Changer ist, auf den die Welt so lange gewartet ist, wird sich aber erst zeigen, wenn der Impfstoff breit angewendet wird.