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Erste Gebärmutter-Transposition in der Schweiz
Aus Wissenschaftsmagazin vom 03.06.2023. Bild: CHVR / Spital Wallis
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Gebärmutter-Transposition Trotz Bestrahlung nicht unfruchtbar werden

Ein OP-Team des Spitalzentrums Wallis hat erstmals in der Schweiz eine sogenannte Gebärmutter-Transposition durchgeführt. Trotz der Krebsbehandlung erhält die Patientin so ihre Fruchtbarkeit.

Einem kleinen Spital gelingt ein grosser Coup: Ein Team der Chirurgie und Gynäkologie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis (CHVR) platzierte die Gebärmutter einer jungen Frau vorübergehend in den oberen Teil des Bauchraums, um deren Fruchtbarkeit nicht zu gefährden. Denn die Patienten musste sich wegen Enddarmkrebs einer Strahlentherapie im Beckenbereich unterziehen. Der Eingriff wurde weltweit seit 2017 erst 20-mal durchgeführt, hierzulande war es eine Premiere.

Warum macht eine Strahlentherapie im Beckenbereich unfruchtbar?

Die Bestrahlung im Beckenbereich gilt als übliche Behandlung für Patientinnen, die an Enddarmkrebs erkrankt sind. Die Heilungschancen dieser Therapie seien gut, das Problem jedoch seien die hohen Strahlendosen, erklärt Chef-Gynäkologin Daniela Huber. «Leider ertragen die Eierstöcke nicht mehr als 15 Gray, und für den Uterus sind 30 Gray die oberste Grenze.»

Für eine wirksame Krebstherapie seien jedoch Dosen von rund 50 Gray notwendig. «Die Bestrahlung mit hohen Dosen kann deshalb eine frühzeitige Menopause auslösen und die Funktion der Gebärmutterschleimhaut beeinträchtigen, was zu Unfruchtbarkeit führt», so die Chefärztin am CHVR.

Wie wird eine Transposition der Gebärmutter durchgeführt?

Der Eingriff passiert «laparoskopisch» – ohne grossen Bauchschnitt. Über eine kleine Öffnung im Bauch werden die Gebärmutter und die Eierstöcke vorübergehend ausserhalb des Bestrahlungsbereichs im oberen Teil des Bauchs «gelagert». «Nach Abschluss der Bestrahlung werden die Gebärmutter und die Gebärmutter wieder an ihre normale Position im Becken platziert», sagt Huber.

Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Autor: Daniela Huber Chef-Gynäkologin

Das Verfahren stütze sich auf Techniken, die fast die gleichen seien wie bei einer laparoskopischen Gebärmutterentfernung. Und die vorübergehende Transposition der Eierstöcke praktizieren Gynäkologinnen und Onkologen schon länger. Nun sind die beiden Techniken kombiniert worden.

Wie viele Operationen waren insgesamt nötig?

Insgesamt musste sich die Patientin drei Operationen unterziehen: Die erste OP war die eigentliche Transposition von Gebärmutter und Eierstöcken ausserhalb des Beckens. Danach folgte die Bestrahlung, um den Tumor zum Schrumpfen zu bringen. Nach sechs Monaten entfernten die Chirurgen den Tumor im Enddarm – ein schwieriger Eingriff, dessen Ziel es gewesen sei, «die Funktion des Enddarms zu erhalten.» Die Patientin erhielt provisorisch einen künstlichen Darmausgang. Im selben Eingriff wurden Gebärmutter und Eierstöcke zurück ins Becken platziert. Kurze Zeit später ermöglichte es eine dritte Operation, die normale Darmentleerung wieder herzustellen.

Wie viele Patientinnen sind nach dem Eingriff schwanger geworden?

Von den weltweit 20 Patientinnen, die seit 2017 mit dieser Technik operiert wurden, haben zwei bereits ein Kind, eine dritte sei schwanger. Sicherheit und Effizienz des Verfahrens müssten nun weiter evaluiert werden, sagt Gynäkologin Daniela Huber. Bei jungen Patientinnen im gebärfähigen Alter ist Enddarmkrebs äusserst selten. Trotzdem: «Diese Ergebnisse sind vielversprechend», so Huber. Auch die im Wallis operierte Patientin wünscht sich Kinder. Sie soll während und nach einer Schwangerschaft weiterhin von den Spezialistinnen und Spezialisten des CHVR betreut werden.

Wissenschaftsmagazin, 03.06.2023, 12:40 Uhr

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