Sonnenuntergänge am Meer, Delphine, die aus dem Wasser springen, Wälder wie aus dem Märchenbuch – die Album-Cover der Entspannungsmusik versprechen schiere Idylle und Entspannung. Rieseln dann Harfen- und Panflötenklänge, Wasserrauschen oder Vogelgezwitscher aus den Lautsprechern, wird dieses Versprechen auch tatsächlich meist eingelöst. Wir tauchen ab und lassen uns treiben.
Wieso? «Jedes Gehirn auf der Welt wird für solche Klänge in ähnlicher Art und Weise empfänglich sein», meint der Neuropsychologe und Hirnforscher Lutz Jäncke. Die Erklärung der Wissenschaft: «Wenn wir solch regelmässigen, ruhigen, vorhersehbaren Reizen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind, beruhigt sich unser Gehirn und schwingt sich gewissermassen auf einen Modus ein, wo wir uns mit uns selbst beschäftigen und dabei quasi tiefentspannen.»
Der Effekt ist vergeichbar mit jenem beim Rosenkranzbeten oder beim Aufsagen eines Mantras.
Wer gestresst ist und glaubt, keine Zeit zu haben, sich mit solcher Musik auseinanderzusetzen, wird sie furchtbar finden.
Dass es auch Leute gibt, denen das musikalische Antistressprogramm eine regelrechte Qual ist, erklärt Jäncke damit, dass denen ganz einfach der Zugang fehlt: «Wer gestresst ist und glaubt, keine Zeit zu haben, sich mit solcher Musik auseinanderzusetzen, wird sie furchtbar finden.»
Heisst: Entspannungsmusik könnte bei gestressten Menschen Wunder wirken – hätten sie bloss Zeit dafür...