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Ernährung: Die Macht der ersten 1000 Tage
Aus Kontext vom 13.04.2020. Bild: Keystone / AP / WOLFRAM STEINBERG
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Gesunde Ernährung Gebt dem Kind genug Gemüse!

Ein sinnenfreudiges Sachbuch zeigt: Was Kinder in den ersten zwei Jahren essen, beeinflusst ihre Gesundheit – ein Leben lang.

Die ersten 1000 Tage im Leben eines Kindes sind einzigartig. Darüber sind sich Wissenschaftler einig. 1000 Tage: Damit ist die Zeit von der Befruchtung bis zum zweiten Geburtstag gemeint.

Aus einer Eizelle entwickelt sich ein Kind, das laufen lernt, die Eltern nachahmt und stolz erste Wörter spricht. Nie wieder passiert in einem Körper so viel so schnell. Und: Nie wieder reagiert dieser Körper so stark auf Umwelteinflüsse.

Schlüsselrolle Ernährung

Diese Gelegenheit müsse man nutzen, um ein Kind auf gesunde Ernährung zu prägen, findet der deutsche Ernährungsmediziner und Diabetologe Matthias Riedl.

In seinem Buch «Die Macht der ersten 1000 Tage» zeigt er, dass Ernährung die Macht hat, die Gesundheit eines Menschen für den Rest seines Lebens wesentlich zu beeinflussen.

Eine steile These. Sie lässt einen an andere Ernährungsratgeber denken, die in den vergangenen Jahren ewige Gesundheit versprochen haben – durch vegane Ernährung, Paleo, Ayurveda oder sonst einen Trend.

Alkoholkonsum beeinflusst das Ungeborene

Mit einem Unterschied: Matthias Riedl belegt seine These durch zahlreiche Studien. Er macht so auf beeindruckende Art und Weise deutlich, wie sehr die Ernährung die Gesundheit eines Menschen prägt.

Und zwar ab dem Zeitpunkt der Zeugung: Trinkt ein Vater beispielsweise regelmässig viel Alkohol, verändert dies das genetische Muster.

Diese Veränderungen werden im Moment der Zeugung ans Kind weitergegeben. Das Ergebnis: Kinder solcher Väter sind bei der Geburt oft untergewichtig, sie entwickeln sich schlechter.

Das ist nur eines von vielen Beispielen, mit denen Riedl in seinem Buch deutlich macht, wie zentral die Ernährung ist, wenn es darum geht, Entwicklungsstörungen, Diabetes, Rheuma, Arthrose oder Neurodermitis zu lindern oder ganz zu vermeiden.

Dabei gelingt Riedl die Gratwanderung, wissenschaftliche Erkenntnisse leicht verständlich und unterhaltsam zu präsentieren. Zudem gibt er konkrete Tipps: Wie schaffe ich es, dass auch mein Kind endlich Gemüse ist?

Eine der Antworten: Indem man beharrlich bleibt. Kinder wie Erwachsene müssen neue Nahrungsmittel fünf bis fünfzehnmal probieren, bevor sie sie mögen.

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Gemüse? Wäääh!
aus Ratgeber vom 05.11.2015. Bild: Colourbox
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Überflüssige Pfunde loswerden

Das Buch richtet sich aber nicht nur an werdende Eltern, sondern auch an Menschen, die überflüssige Pfunde loswerden wollen. Damit das funktioniert, müsse man erst einmal die eigene Prägung verstehen: Welches Essen habe ich selbst in der frühen Kindheit bekommen? Haben mich meine Eltern mit Essen belohnt oder getröstet?

Buchhinweis

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Matthias Riedl: «Die Macht der ersten 1000 Tage – Falsche Ernährungsmuster aus der frühen Kindheit aufdecken und der Prägungsfalle endlich entkommen». Gräfe & Unzer Verlag, 2020.

Erst wenn man diesen Fragen auf die Spur komme, schreibt Riedl, könne man sich an den zweiten Schritt machen: daran, sich selbst in Sachen Ernährung «umzuprogrammieren».

«Die Macht der ersten 1000 Tage – Falsche Ernährungsmuster aus der frühen Kindheit aufdecken und der Prägungsfalle endlich endkommen» ist ein erhellendes Buch.

Matthias Riedl schafft es, Lust auf gesunde Ernährung zu machen. Er stellt keine rigorosen Forderungen, sondern plädiert dafür, sich langfristig gesund zu ernähren. Dazu gehört für ihn auch, dass man sich mal ein Stück Schokoladenkuchen gönnt.

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 14.4.2020, 9:00 Uhr

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