Rund ein Viertel der Schweizer Erwachsenen leistet es sich, für den Fall eines Spital-Eintritts privat oder halbprivat versichert zu sein. Es gibt viele Versicherungs-Modelle und Angebote, die eines gemeinsam haben: die Preise für die Zusatzleistungen sind stattlich!
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Über mehrere Jahrzehnte hinweg summieren sich die Prämienkosten leicht auf 100'000 Franken oder gar ein Mehrfaches. Es ist also sinnvoll, sich einmal auszurechnen, welche Summen da zusammenkommen.
Jeder Privat- oder Halbprivatversicherte sollte versuchen, sich die Kosten-Nutzen-Frage zu stellen. In die Zukunft kann aber niemand schauen: Vielleicht wird man häufig im Spital liegen, vielleicht nie. Dann hat man viel Geld für nichts ausgegeben. Überdies: Auch Grundversicherte liegen immer seltener in Mehrbettzimmern, und die Spitalaufenthalte werden immer kürzer.
Freie Spitalwahl haben auch Grundversicherte
Vorteile von privat/halbprivat Versicherten
Natürlich bekommen privat und halbprivat Versicherte in der Regel wirklich einen Mehrwert für ihr Geld, wenn es zu einem Spitalaufenthalt kommt. Die wichtigsten Vorteile:
- Freie Arzt- und Spitalwahl (Bedingung: Tarif-Vertrag Versicherer-Spital!)
- Behandlung durch Chefärzte oder Kaderärzte
- Anspruch auf ein Einbett- oder Zweibettzimmer
- Extras: Mit Extraleistungen versuchen Versicherer und Spitäler, ihre Angebote zusätzlich schmackhaft zu machen; zum Beispiel mit raschen Konsultationen bei Spezialisten oder Operationsterminen nach Wunsch.
- Komfort: Dazu kommen Komfort-Privilegien wie grössere Speisekarten, flexible Tagesplanung, medizinische Massagen und vieles mehr.
Viele Freiheiten für die Versicherer – Lücken für Versicherte
Die Zusatzversicherer sind in der Ausgestaltung ihrer Produkte sehr frei. Die Unterschiede zur obligatorischen Grundversicherung sind fundamental:
- Für Spitalzusatzversicherungen gibt es keine Aufnahmepflicht. Antragsteller können vom Versicherer ohne Begründung abgewiesen werden.
- Die Versicherer können Vorbehalte machen, zum Beispiel für bestehende Leiden. Spitalkosten aufgrund solcher Leiden sind dann nicht versichert, die Prämie aber kostet gleich viel.
- Versicherer legen ihre Prämien nach eigenem Ermessen fest. Das Geschlecht und vor allem das Alter haben grossen Einfluss. Das bedeutet in der Regel, dass die Prämien mit fortschreitendem Alter steigen.
- Wer beim Ausfüllen des Gesundheitsfragebogens unwahre oder unvollständige Angaben macht, riskiert später einen Ausschluss und Rückerstattungsforderungen.
Die Sonderbehandlung hat ihren Preis
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Bild 1 von 3. Die Prämien für eine Spital-Privatversicherung steigen in der Regel mit zunehmendem Lebensalter. Was das nach 30 Jahren für das Portemonnaie bedeutet, hat «Puls» am Beispiel einer Aargauerin berechnet, die mit Anfang 40 eine Privatversicherung abschliesst. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Zur Berechnung wurde ein Durchschnittswert von vier Versicherern ermittelt. Gemäss diesem steigt die Prämie mit den Jahren von anfänglich 200 auf 500 Franken pro Monat. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Das Fazit nach 30 Jahren: Die Modellfrau hat sich ihre Spital-Privatversicherung rund 125'000 Franken kosten lassen. Bildquelle: SRF.
Zusatzversicherung kündigen oder wechseln?
Vor dem geplanten Spital-Eintritt: Kosten klären
Spitalaufenthalte auf der privaten und halbprivaten Abteilung sind sehr teuer. Eine Behandlung kostet rasch doppelt so viel wie für Grundversicherte. Beispiel künstliches Hüftgelenk: rund 36'000 Franken statt 18'000 Franken. Die Mehrkosten gehen zulasten der Versicherer und der Versicherten, je nach Modell mit gewählter Franchise, Selbstbehalten etc. Es empfiehlt sich:
- Zu erwartende Kosten mit dem Versicherer und dem gewählten Spital/Arzt klären (schriftliche Offerten).
- Von der Kasse eine schriftliche, detaillierte Kostengutsprache verlangen.
- Die Bedingungen der Spitalzusatzversicherung gut studieren, um Leistungen wirklich zu beziehen, eventuell auch für Rehabilitation oder Haushaltshilfen.
Zimmer-Upgrades und Klassenwechsel nach Bedarf
Es ist möglich, sich erst vor einem konkreten Spitaleintritt für ein Einzelzimmer (Zimmer-Upgrade) oder die freie Arztwahl (Klassenwechsel) zu entscheiden. Das geht entweder als Selbstzahler oder mit neuen Zusatzversicherungs-Modellen:
Wechsel selbst vereinbaren und selbst bezahlen: Wer im Spital in einem Einzelzimmer liegen möchte, oder wer vom Chefarzt behandelt werden möchte, kann direkt mit dem Spital ein Zimmer-Upgrade oder einen Klassenwechsel aushandeln. Die Spitäler sind nicht dazu verpflichtet, dem Wunsch nachzukommen. An einem Zimmer-Upgrade allein haben viele Spitäler wenig Interesse.
Wichtig: Aufenthalt und Behandlung schriftlich vereinbaren, die Kosten sind hoch! Bei einem Wiedereintritt darauf achten, dass ein Klassenwechsel oder ein Zimmer-Upgrade nicht automatisch erneuert wird.
Flexible Versicherungs-Angebote: Mit speziellen Versicherungsprodukten bieten auch die Zusatzversicherer Zimmer-Upgrades und Klassenwechsel bei Spitaleintritt an. Solche Flex-Versicherungen gibt es nicht in jedem Kanton. Günstige Flex-Modelle haben oft einen hohen Selbstbehalt. Die Kassen sind auch hier frei, jemanden aufzunehmen oder nicht. Ob es sich lohnt, entscheiden wieder die Einzahlungsjahre und die effektiv erfolgenden Spitalaufenthalte.