«Cholesterin» (oder Cholesterol) ist für viele bloss der Inbegriff einer ungesunden Ernährungsweise. Dabei ist es ein natürlicher Bestandteil unseres Organismus und essenziell für sein Funktionieren. Ohne Cholesterin gäbe es zum Beispiel keine männlichen Hormone. Auch für die Arbeit der Galle und unsere Körperzellen ist Cholesterin erforderlich – ebenso wie für die Vitamin-D-Produktion.
Den grössten Teil des Cholesterinbedarfs – rund 90 Prozent – produzieren wir selber in der Leber, den Rest nehmen wir über die Nahrung auf. Je nachdem, wie viel Cholesterin über die Nahrung in den Körper gelangt, passt die Leber die Ausschüttung an. Da Cholesterin nicht wasserlöslich ist, wird es im Blut in der Form von Lipoproteinen transportiert. Womit wir bei den sogenannten «guten» und «bösen» Formen des Cholesterins angelangt wären:
Low density Lipoproteine (LDL) transportieren das in der Leber produzierte Cholesterin ins Gewebe.
High Density Lipoproteine (HDL) sind für den Transport von überschüssigem Cholesterin in die Leber zuständig.
Grundsätzlich erfüllen somit LDL wie HDL eine absolut sinnvolle, natürliche Funktion und sind per se weder gut noch böse – dass Cholesterin so verteufelt wird, «ist wahrscheinlich einer der grössten Fehler, die die Medizin je produziert hat», sagt Reinhard Imoberdorf, Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin am Kantonsspital Winterthur.
Wirklich kritisch sei Cholesterin nur für Menschen, die an familiärer Hypercholesterinämie leiden und deren Cholesterinspiegel deshalb extrem hoch ist. Gesunde müssen sich jedoch vor Cholesterin nicht fürchten. «Wenn wir älter werden, nimmt die Konzentration des Cholesterins im Blut zu. Studien haben gezeigt, dass ein erhöhter Cholesterinwert im Alter gar lebensverlängernd ist», so Reinhard Imoberdorf. Für ihn gilt: Für gesunde Menschen haben Cholesterinwerte keinerlei Aussagekraft, sondern seien lediglich Werte, an denen Industrie und Medizin wider besseren Wissens immer noch festhielten.