Es ist kein Wunder, dass der Nacken mitunter schmerzt: Auf den Halswirbeln lastet der Kopf – mit seinen durchschnittlich rund vier Kilo nur schwer, sondern auch noch beweglich. Dass sich der Kopf in alle Richtungen drehen, wenden und kippen kann, dafür sorgen die Halswirbel, gemeinsam mit den Bandscheiben und der Nackenmuskulatur.
Belastete Nackenmuskulatur
Meistens gehen Nackenschmerzen von der Muskulatur aus. Seltener sind Arthrose, Bandscheibenvorfälle oder gar Krebs die Auslöser der Beschwerden. Stundenlanges Sitzen, psychischer Druck, Fehlhaltungen, schlecht eingerichtete Arbeitsplätze, belastende Sportarten – all dies setzt der Nackenmuskulatur zu. Es gibt Tätigkeiten und Berufe, die Nackenverspannungen fördern: z.B. Büroarbeit mit schlechter Ergonomie, Überkopfberufe (Maler), Rennradfahren, Klettern, professionelle Musikerberufe (z.B. Geige). Bekannt ist, dass auch psychische Probleme häufig auf den Nacken drücken.
Vorübergehende bis chronische Verspannungen
Oft treten Nackenbeschwerden erstmals im mittleren Lebensalter auf, aber auch junge Leute sind betroffen. Meistens klingen die Beschwerden nach wenigen Tagen oder Wochen von selbst wieder ab. Die Selbstheilungsrate ist bei jungen Menschen sehr gross, während sie mit dem Alter abnimmt. Etwa ein Drittel der Betroffenen hat wiederkehrende Beschwerden. Bei etwas zehn Prozent der Betroffenen halten die Probleme länger als drei Monate an – dann gelten sie als chronisch.
Ohne Selbstcoaching geht es nicht
Wer sich am liebsten nur «bearbeiten» lässt, ist schlecht beraten: Passive Methoden lindern das Problem bloss kurzfristig. Auf Dauer ist Eigeninititavie gefragt: Training, Entspannung, Haltungsänderungen. Entscheidend ist, die eigenen «Stressoren» herauszufinden und anzugehen. Je nach persönlichem Auslöser ist es nötig, die Arbeitsumgebung anzupassen oder die Nackenmuskulatur gezielt zu entspannen und zu stärken, um ihre Belastbarkeit und Ausdauer zu verbessern.
Wärme lindert akute Schmerzen – anhaltende Probleme abklären lassen
Bei akuten Verspannungen:
- Nackenpartie warm halten, Wärme lindert Schmerzen
- Nacken nicht völlig still halten, sondern weiterhin im alltäglichen Rahmen bewegen, ohne Überbelastung.
Abklären lassen sollte man folgende Nackenprobleme:
- Beschwerden, die sich nicht bessern wollen, die unbekannt sind («ich habe das noch nie erlebt...»), die nach einem Unfall auftreten.
- Beschwerden, die in den Schulterbereich oder auch in den Arm ausstrahlen, vor allem, wenn zusätzlich Gefühlsstörungen oder Kraftverminderung der Hände auftreten.
- Beschwerden, die mit allgemeinen Krankheitszeichen verbunden sind, wie Fieber, Nachtschweiss oder Gewichtsverlust.
- Wenn gleichzeitig (vor allem im Alter) weitere Probleme auftreten, wie Ungeschicktheit in den Händen, Gangstörungen, schlechter Stuhlgang, und wenn Betroffene an einer entzündlichen Grunderkrankung oder Krebs leiden.
Was macht der Arzt, was der Physiotherapeut?
- Der Arzt stellt die Diagnose auf Grund der Befragung, der klinischen Untersuchung und allfälligen weiteren Abklärungen wie Laboruntersuchungen oder bildgebende Verfahren (Röntgenbilder, MRI). Er sucht nach Begleitfaktoren (Stress, falsche Haltung am Arbeitsplatz), legt das weitere Vorgehen fest, verschreibt wenn nötig Medikamente.
- Der Physiotherapeut arbeitet vielseitig, mit verschiedensten Methoden: Er kann Blockierungen manuell lösen, die Muskulatur lockern, Übungen als Heimprogramm zur Kräftigung der Muskulatur aufzeigen. Er berät den Patienten im Alltag.
So wird der Arbeitsplatz angenehmer für den Nacken
- Bildschirmhöhe: Oberkante eine Handbreit unter Augenhöhe. Oft sind Bildschirme zu hoch eingestellt!
- Abschreiben von Dokumenten: Texte zwischen Tastatur und Bildschirm legen.
- Brillen: Lesebrillen oder klassische Gleitsichtbrillen sind oft ungünstig für Bildschirmarbeit und fördern eine ungünstige Kopfhaltung.
- Nackenmuskulatur auch im Alltag entspannen und stärken: Gezielt die gesamte Nackenmuskulatur stärken und (einseitig) belastete Partien entspannen. Schultern und Rücken einbeziehen.