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Antibiotika im Kleinkindalter erhöhen das Allergierisiko
Aus Puls vom 12.09.2016.
Bild: srf abspielen. Laufzeit 5 Minuten 21 Sekunden.

Heuschnupfen und Neurodermitis Allergien: Antibiotika im Kleinkindalter erhöhen das Risiko

Neuste Studien weisen darauf hin, dass Antibiotika in den ersten zwei Lebensjahren das Risiko für Heuschnupfen und Neurodermitis in späteren Jahren erhöht.

«Nützt's nüt, so schadt's nüt.» Dieser Satz gilt nicht für den Einsatz von Antibiotika bei Kleinkindern. Denn eine neue Studie weist darauf hin, dass Antibiotika in den ersten zwei Lebensjahren die Darmflora nachhaltig beeinträchtigen und damit das Immunsystem beeinflussen können.

Dies wiederum soll das Risiko um durchschnittlich 20 Prozent erhöhen, in späteren Jahren Neurodermitis oder Heuschnupfen zu entwickeln.

Die Resultate ihrer Meta-Studie stellten holländische Forscher Anfang September am European Respiratory Congress (ESR) in London vor. Sie hatten über 30 Studien verglichen, die den Zusammenhang zwischen Antibiotika und Allergien thematisieren. Die Studie erfasst Daten von rund 350'000 Kindern.

Die Studienleiterin Anke-Hilse Maitland-van der Zee, heute Professorin für Pharmakologie an der Universität Amsterdam, weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass sie mit ihrer Studie nicht beweisen könne, dass die Antibiotika tatsächlich schuld seien an späteren Allergien. «Es könnte auch sein, dass Kinder vermehrt zu Infektionen neigen und darum schon früh mit Antibiotika behandelt werden müssen.»

Schwierige Diagnose

Die Botschaft der Professorin: Die Studie soll dazu anregen, zurückhaltender zu sein mit Antibiotika bei Kleinkindern. Denn in einem Punkt sind sich die meisten Experten einig: Es werden heute immer noch zu viele Kinder unnötig mit Antibiotika behandelt.

Ausgerechnet bei Kleinkindern werden im Verhältnis am meisten Antibiotika abgegeben, sagt Julia Bielicki, Infektiologin am Uni-Kinderspital beider Basel. Dies darum, weil Kinder in den ersten Jahren zahlreiche Infektionen mit oftmals unspezifischen Symptomen durchmachen. Da die Kinder noch nicht reden können, sei es oftmals schwierig, die richtige Diagnose zu stellen.

Am meisten unnötige Verschreibungen gibt es bei Atemwegserkrankungen. Diese sind meist durch Viren verursacht und darum mit Antibiotika nicht heilbar. Ob es sich um eine virale oder bakterielle Infektion handelt, ist meist nicht so einfach erkennbar. Oftmals aber lohne es sich, ein, zwei Tage abzuwarten. «80 Prozent der Fälle erledigen sich von selber», sagt Julia Bielicki.

Zu viele Verschreibungen

Infektiologe Christian Kahlert vom Ostschweizer Kinderspital trifft jede Woche auf mehrere Fälle von unnötig verschriebenen Antibiotika. Wenn die Ärzte unsicher seien in der Diagnose, passiere es immer wieder, dass sie auf Nummer sicher gehen wollten und darum Antibiotika verschrieben. Oft auch auf Druck der Eltern, die «einfach etwas tun» wollten.

Alle Experten sich aber einig, dass der Einsatz von Antibiotika in vielen Fällen zwingend nötig ist. Gerade bei Keuchhusten oder bakteriell bedingten Lungenentzündungen geht es nicht ohne. Dann überwiegt der Nutzen bei weitem das Risiko einer späteren Allergie.

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