Das «Adullam» ist ein Pflegezentrum im beschaulichen Riehen nahe an der Grenze zu Deutschland. 75 Pflegeplätze bietet das Heim, das gleichzeitig ein Spital ist.
Der Umgang mit Hitze? Den beherrsche man hier aus dem Effeff, sagt Pflegeexperte Edmund Dietz: «Es ist heiss – also machen wir das oder das». Zu einzelnen Massnahmen müsse das Pflegepersonal nicht mehr viel überlegen, das meiste geschehe automatisch.
Eine der wichtigsten Vorkehrungen betrifft das Raumklima: Als Erstes werden am Morgen die Rollläden und Jalousien heruntergelassen, damit die Räume nicht überwärmen. Abends, wenn es draussen abkühlt, werden die Fenster zum Lüften geöffnet.
Darüber hinaus pflegt das Adullam eine Fülle von Praktiken, um das Leben der betagten Bewohnerinnen und Bewohnern bei Hitzetagen erträglicher zu machen: So werden diese vermehrt zum Trinken angehalten, um dem verminderten Durstgefühl von alten Menschen entgegenzuwirken.
Anstrengende Pflegemassnahmen werden über den gesamten Vormittag verteilt, und das Pflegepersonal kontrolliert die Bewohner laufend auf Symptome von Überhitzung.
Wer besonders unter der Hitze leidet
Dass alten Menschen die Hitze besonders zusetzt, ist schon länger bekannt. Doch sie sind nicht die Einzigen: Auch Säuglinge und Kleinkinder sind hitzegefährdet. Der kindliche Organismus kann noch nicht so gut schwitzen, die Thermoregulation funktioniert also nicht gleich gut wie bei Erwachsenen.
Weitere vulnerable Gruppen sind Schwangere, Menschen mit Vorerkrankungen – zum Beispiel Herz-Kreislauf-Problemen – oder Personen, die auf bestimmte Medikamente angewiesen sind.
Auch die arbeitende Bevölkerung ist bei Hitze gefährdet, etwa in der Pflege: «Gesundheitsfachkräfte sind bei Hitze besonders gefordert, weil ihre Klientinnen und Klienten oft ältere Menschen sind und sie daher zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen», sagt Isabel Baumann, Professorin für Public Health an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Das bestätigt sich im Pflegezentrum Adullam: «Unsere Arbeit ist sehr anstrengend, wenn es so heiss ist», sagt die Pflegefachfrau Irena Kosic. Manchmal trinke sie zu wenig, und sie sei oft nassgeschwitzt. «Eigentlich sollte man als Pflegefachfrau die Arbeitskleidung mehrmals am Tag wechseln, doch dafür fehlt uns die Zeit.» Sie habe keine Wahl: Die Arbeit habe Priorität.
Die Hitzebelastung von Gesundheitsfachkräften will ein Team um ZHAW-Professorin Isabel Baumann nun genauer untersuchen, zusammen mit Spitex-Organisationen in der Deutschschweiz und im Tessin. «Wir wollen herausfinden, wie stark die Belastung bei Hitze für Pflegefachpersonen effektiv ist», sagt Isabel Baumann. Daraus sollen praktikable Massnahmen entwickelt werden, um die Berufsleute bei ihrer Arbeit zu schützen.