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Ab in die Berge – aber gesund und sicher
Aus Puls vom 29.09.2024.
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Immer mehr Bergunfälle Wandern ohne Risiko: So kommen Sie unfallfrei ans Ziel

Immer mehr Menschen in den Bergen. Und die Zahl der Verletzten steigt seit Jahren. Wie sich Unfälle vermeiden lassen.

Wandern ist der Schweizer Volkssport Nummer eins. 57 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer geben an, zu wandern (Quelle: Sport Schweiz 2020). Der Wanderboom hat eine Schattenseite. Denn auch die Zahl der Verletzten steigt seit Jahren. In den letzten von knapp 20'000 Verletzen pro Jahr auf über 44'000 im Jahr 2021 (Quelle: BFU). Ein Teil der Zahlen lässt sich mit dem Bevölkerungswachstum erklären.

Doch die Zahl steigt mehr als die Zahl der Menschen, die in den Bergen unterwegs sind. Flavia Bürgi ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU. Sie untersucht die Zahlen seit Jahren und sagt: «Vermutlich sind mehr unerfahrene Menschen unterwegs, die keine spezifischen Kenntnisse der Berggefahren haben und auch mehr Risiken eingehen.»

Worauf sollte man also achten, für ein schönes Wander-Erlebnis?

Trainieren

Wie bei allen Sportarten gilt auch beim Wandern: Ein gutes Training hilft. Dabei sollte man darauf achten, die unteren Extremitäten und den Rumpf zu trainieren, sagt Sportmediziner Urs Hefti. Denn wenn man muskulär nicht bereit ist, wirken alle Kräfte auf den Knorpel. Und dies gelte es zu vermeiden, um Gelenkproblemen vorzubeugen, so der Arzt.

Die Wanderung planen

Eine gute Planung ist wichtig, wenn man das Risiko minimieren will. Das gilt besonders für Bergwanderungen auf weiss-rot-weiss markierten Wegen. Für eine gute Planung stehen viele geeignete Portale zur Verfügung, etwa Swisstopo oder Schweiz Mobil, wo auch Informationen zu Wanderdauer oder Höhenprofile zu finden sind.

Rolf Sägesser ist Bergführer und beim Schweizer Alpen Club Leiter des Bereichs «Ausbildung Sommer». Er empfiehlt, sich langsam ans Wandern heranzutasten und sich auch über die Schwierigkeit einer Wanderung zu informieren.

Farb-Kategorien und T-Skala

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Wanderwege werden in der Schweiz in drei Farb-Kategorien eingeteilt. Viele Routen sind zusätzlich in der sogenannten T-Skala erfasst.

  • Gelbe Markierungen bedeuten Wandern ohne spezifische Anforderungen. In der T-Skala werden sie als T1 ausgewiesen.
  • Weiss-rot-weiss sind Bergwanderungen der Schwierigkeit T2 und T3. Um sie zu begehen, muss man trittsicher, schwindelfrei und in guter körperlicher Verfassung sein. Ausgesetzte oder mit Seilen gesicherte Stellen sind hier möglich.
  • Ab T4 spricht man von einer Alpinwanderung. Solche Wege sind weiss-blau-weiss markiert. Die Wegspuren sind nicht mehr zwingend vorhanden. Zudem braucht es immer wieder auch beide Hände zum Vorwärtskommen.
  • Noch anspruchsvoller wird es bei Touren T5 und sogar schwierig bei T6

Diese Skala sei sehr hilfreich, sagt Flavia Bürgi.  Doch Gefahr und Schwierigkeit eines Weges seien zwei unterschiedliche Dinge. Eine Route kann einfach sein, aber sehr ausgesetzt. «Eine andere Route kann einfach sein und nicht ausgesetzt. Aber beide sind in der T-Skala gleich eingeteilt.» Dies gelte es bei der Planung einer Wanderung im Blick zu haben.

Aufmerksam unterwegs

Wer müde ist, ist weniger trittsicher und läuft damit Gefahr, einen Unfall zu erleiden, regelmässige Pausen sind daher wichtig. Ebenfalls sollte man sich immer wieder fragen: Sind alle in der Gruppe noch fit? Verändert sich das Wetter? Passen die Wegverhältnisse noch?

Checkliste für eine gute Wanderausrüstung

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  • Feste Wanderschuhe mit gutem Profil.
  • Warme und wetterfeste Kleidung. Eine Regenjacke empfiehlt sich, auch wenn kein Regen angesagt ist. In den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen.
  • Sonnenschutz.
  • Ein aufgeladenes Handy, auf dem Apps installiert sind, um im Notfall Alarm zu schlagen.
  • Aktuelles Kartenmaterial. Auf dem Handy heruntergeladen für den Fall, dass es kein Netz mehr gibt. Oder auf Papier. Denn das Handy kann mal aussteigen. Zudem lässt sich auf Karten besser gemeinsam die weitere Route besprechen.
  • Proviant.
  • Notfallapotheke und Rettungsdecke.
  • Wichtig ist, nicht zu viel in den Rucksack zu packen, sagt Sportmediziner Urs Hefti. Denn zu viel Gewicht am Rücken führt zu höheren Belastungen auf die Gelenke.

Im Zweifelsfall sollte auch eine Umkehr in Betracht gezogen werden. Auch gruppendynamische Prozesse sollte man im Auge haben. Eine Gruppe kann ein trügerisches Sicherheitsgefühl vermitteln, es kann Gruppendruck entstehen und die Verantwortungen unklar verteilt sein. In den Bergen sollte jeder und jede ehrlich gegenüber sich selbst und der Gruppe sein.

Vorsicht beim Abstieg

Der Abstieg sei meist anspruchsvoller als der Aufstieg, sagt Bergführer und SAC-Kursleiter Rolf Sägesser. «Auf dem Gipfel ist man noch nirgends», so Sägesser. 

«Beim Runterlaufen gilt es, nochmals volle Konzentration aufzubauen. Beim Abstieg kommt der Tiefblick dazu.» Wichtig sei es auch, kleine Schritte zu nehmen. Das unterstreicht auch Sportmediziner Urs Hefti. «Je grösser man den Schritt nimmt, desto grösser werden die Kräfte, die auf die Gelenke wirken.» Deshalb sollte man beim Abstieg vermeiden, in zu grossen Schritten runterzulaufen oder gar zu springen. Stöcke können dabei helfen.

Stöcke als Unterstützung

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Würden die Stöcke im Abstieg richtig eingesetzt, könnten sie die Belastung um bis zu 30 Prozent reduzieren, so Hefti. Rolf Sägesser empfiehlt, beim Aufstieg einen Stock einzusetzen, ihn bergseitig zur Stabilisierung zu nutzen. Und beim Abstieg mit beiden Stöcken unterwegs zu sein.

SRF 1, Puls, 23.9.2024, 21:05 Uhr

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