Mindestens 95 Prozent der Bevölkerung mit zwei verabreichten Impfdosen gegen Masern: So hoch müsste die Durchimpfungsrate sein, um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen, bis 2015 die Masern in Europa ausgemerzt zu haben. Diesem Plan hat sich auch die Schweiz angeschlossen. Doch derzeit liegt die Durchimpfungsrate gesamtschweizerisch nur bei 82 Prozent – mit deutlichen Unterschieden von Kanton zu Kanton.
Selbst ohne Epidemie gibt es in der Schweiz etwa 50 Masernfälle pro Jahr. Bei Epidemien kann die Zahl bis auf über 2000 Erkrankte steigen. Nord- und Südamerika sind hier schon einen Schritt weiter: Dort treten keine Masern mehr auf.
Zuletzt wurden beispielsweise Erkrankungsfälle in den Kantonen Schwyz, Uri und Zug bekannt. Betroffen waren vor allem nicht geimpfte Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 19 Jahren, die sich in der Schule, aber auch in der eigenen Familie angesteckt haben.
In den Kantonen Uri und Schwyz dürfen deswegen Ungeimpfte, die mit Masernkranken in Kontakt gekommen sind, 21 Tage lang weder in die Schule noch ins Pfadilager, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Schulen und Organisationen argumentieren mit der Verpflichtung, die Gesamtbevölkerung zu schützen. Impfgegner dagegen kritisieren einen indirekten Impfzwang durch derlei Restriktionen.
Hochansteckende Tröpfcheninfektion
Eine Ansteckung ist für Ungeimpfte schnell geschehen: Die Masernviren, übertragen via Tröpfcheninfektion durch Husten oder Niesen, sind hochansteckend.
Die Erkrankung verläuft normalerweise in zwei Schüben:
- Sieben bis 18 Tage nach der Infektion Fieber, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Lichtempfindlichkeit, entzündeter Mundschleimhaut, Husten, Schnupfen und Halsschmerzen.
- Zwei bis vier Tage nach den ersten Symptomen erneuter Fieberanstieg und Verschlimmerung der Symptome. Hinzu kommt ein starker Hautausschlag.
Die Krankheit ist nicht heilbar. Verläuft die Infektionskrankheit unkompliziert, ist das Ganze jedoch relativ schnell ausgestanden.
Gefürchtet sind die Masern, die Menschen aller Altersklassen treffen können, vor allem wegen der möglichen Komplikationen – wie einer Hirnhautentzündung (betrifft einen von 1000 Erkrankten), Lungenentzündung (50 bis 150 auf 1000 Fälle) oder Mittelohrentzündung.
In den Industrieländern sterben ein bis drei Personen von 10‘000 Erkrankten. Auch Jahre nach der Erkrankung ist noch eine «subakute sklerosierende Panenzephalitis» (SSPE) möglich: eine sich schleichend entwickelte Gehirnentzündung, die schwerste neurologische Schädigungen nach sich zieht und fast immer tödlich endet.
Im Schnitt bricht sie sieben Jahre nach der Erstinfektion aus. Neuere Studien gehen davon aus, dass einer von 10‘000 Erkrankten eine SSPE entwickelt.
Vorbeugen ist möglich
Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt die Impfung gegen Masern in Kombination mit einer Immunisierung gegen Röteln und Mumps, weil es bei allen dreien zu äusserst schweren Komplikationen kommen kann.
Empfohlen sind zwei Dosen: die erste im Alter von zwölf Monaten, die zweite zwischen 15 und 24 Monaten. Eine Nachholimpfung ist in jedem Alter möglich wird allen nicht-immunen, nach 1963 geborenen Personen empfohlen. Der Schutz hält bei den meisten vollständig geimpften Personen lebenslang an.