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Keuchhusten
Aus Puls vom 02.12.2013.
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Keuchhusten trotz Impfungen auf dem Vormarsch

17 Jahre nach Einführung eines neuen Impfstoffes gegen Keuchhusten (Pertussis) stellen Fachleute fest: Die Zahl der Infektionen nimmt stark zu. Einer der Gründe: Der Impfstoff ist zwar besser verträglich als sein Vorgänger, scheint dafür aber weniger gut und lange zu wirken als erwartet.

Hochrechnungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zufolge wird 2013 ein Spitzenjahr in Sachen Keuchhusten-Infektionen: 10'200 Fälle sollen es bis Ende Jahr sein. Noch vor zehn Jahren bewegte sich die Zahl der Fälle durchschnittlich zwischen 3000 und 4000. Seit 2008 etwa aber steigt die Kurve an.

Unterschiedliche Erklärungen kursieren unter Fachleuten. Die Nachweismethoden sind verfeinert; dank entsprechender Untersuchungen können Labors etwa 30 Prozent mehr Keuchhusten-Fälle unter Erwachsenen aufspüren. Doch ist auch die Rede von einer bis zu 200 Mal grösseren Dunkelziffer. Ursache: Häufig werden die Symptome nicht mit Keuchhusten in Verbindung gebracht. Das betrifft vor allem Erwachsene, die über eine längere Zeit husten.

Die Krankheit nicht unterschätzen

Der neue, azelluläre Impfstoff wird seit 1996 in der Schweiz eingesetzt und ist auf der Nordhalbkugel in fast allen Ländern in Gebrauch. Er ist teurer als sein Vorgänger, ein Ganzzellimpfstoff, aber dafür verträglicher und kann problemlos mehrmals verabreicht werden, ohne Nebenwirkungen zu verursachen. Allerdings stellt sich jetzt heraus, dass wohl die Dauer des Schutzes mit eher fünf Jahren kleiner ist als ursprünglich angenommen.

Keuchhusten ist vor allem für Neugeborene und Babys unter sechs Monaten gefährlich. Die erste Impfung kann erst ab zwei Monaten verabreicht werden. Und bis sich ein guter Impfschutz aufbaut, dauert es bis zur fünften Dosis, die bisher laut BAG-Empfehlung zwischen vier und sieben Jahren gespritzt wird.

Zwar stirbt in der Schweiz nur noch etwa alle drei Jahre ein Kleinkind an Keuchhusten; aber für die ganz Kleinen ist und bleibt Pertussis eine ernst zu nehmende Infektion, die massive Komplikationen auslösen kann und den Kindern über viele Wochen das Leben schwer macht – mit Husten bis zum Erbrechen, Schlafmangel, Erstickungsängsten und schmerzhaften Rippenbrüchen.

In der Hustenphase am ansteckendsten

Nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen kommt es zu einer grippeähnlichen Symptomatik mit leichtem Fieber, Schnupfen und trockenem Reizhusten. Diese dauert etwa ein bis zwei Wochen. In diesem Stadium ist die Ansteckungsgefahr am grössten.

Die Infektion erfolgt durch Tröpfchen - also Husten oder Niesen beispielsweise. Es wird davon ausgegangen, dass auch geimpfte Menschen Träger der Bakterien sein können und sie weitergeben, ohne selber daran zu erkranken.

Das klassische Bild mit den atemlosen Hustenattacken kommt erst zwei bis drei Wochen später. Jetzt herrscht höchste Ansteckungsgefahr. Doch obwohl es sich beim Erreger Bordetella pertussis um ein Bakterium handelt, hilft ein Antibiotikum den Betroffenen selber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Immerhin verhindert es aber weitere Ansteckungen.

Impfung regelmässig erneuern

Auch wenn die Impfung immer wieder wiederholt werden muss: Zum Schutz der kleinen Kinder sollten auch alle Erwachsenen ihre Pertussis-Impfung auffrischen lassen, die mit kleinen Kindern (in Spital, Schule, Hort, Kindergarten oder in der Familie) in Kontakt kommen.

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