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Der Patient der Zukunft oder: Das Ende der Halbgötter in weiss
Aus Echo der Zeit vom 18.03.2014. Bild: Keystone
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Kommt der Patient 3.0?

Die Zeit des allwissenden «Halbgotts in Weiss» ist vorbei. Heute wollen viele Patientinnen und Patienten mitreden, wenn es um ihre Gesundheit geht. Und die, welche es bisher nicht wollten oder konnten, sollen es lernen. «Empowerment», also Übertragung von Verantwortung, heisst das neue Zauberwort.

Der Patient 3.0 recherchiert selber im Internet, tauscht sich in Betroffenenforen zu Behandlungsmöglichkeiten aus, nutzt Online-Tools, besucht Informationsanlässe. Bestens informiert geht er zum Arzt – und will entsprechend bei der Wahl der Therapie ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

Mehr Autonomie

Das sei gut so, meint Ilona Kickbusch, Expertin für öffentliche Gesundheit und Mitorganisatorin einer grossen internationalen Konferenz zum Patienten 3.0 in Basel. Denn nur, wenn der Patient mitmache, könne das Gesundheitssystem wirksamer, effizienter und vielleicht sogar kostengünstiger werden.

Das glaubt auch der britische Gesundheitsberater Glenn Laverack. Studien hätten nämlich gezeigt: Autonom entscheidende Patientinnen und Patienten würden schneller genesen, nähmen weniger Schmerzmedikamente und erschienen zuverlässiger zu Nachsorgeuntersuchungen.

Mehr Wissen

Um autonom entscheiden zu können, braucht ein Patient Wissen. Denn die Medizin wird zunehmend komplexer – auch Fachleute haben längst nicht mehr überall den Überblick. Zudem gibt es in der Medizin selten Gewissheiten, dafür umso mehr Unsicherheiten. Genau damit, Unsicherheiten oder Risiken zu verstehen, tue sich der Mensch grundsätzlich schwer, sagt der Psychologe Jörn Basel.

Mehr Verantwortung

Kommt hinzu: Damit die Medizin durch den Patienten 3.0 tatsächlich wirksamer, effizienter und günstiger werden kann, müsste dieser neue Ideal-Patient auch verantwortungsbewusster werden, nicht nur fordernder. Das findet jedenfalls der belgische Gesundheits-Kommunikator Edgar Eeckman. Der ideale Patient würde sich auch für Unbequemes entscheiden, zum Beispiel für mehr Bewegung oder gegen gewisse Genussmittel. Aber ob das der «empowerte» Patient auch tut?

Nur ein Schlagwort?

Viele Akteure im Gesundheitswesen würden die Patienten entsprechend gerade solange selber entscheiden lassen wollen, wie deren Entscheidung mit ihrer eigenen übereinstimme, sagt Edgar Eeckman. Entsprechend kritisch sieht Edgar Eeckman das Schlagwort «Empowerment»: Es werde darunter alles und nichts verstanden.

Einfach mal nachfragen

Letztlich gehe es einfach darum, die Patientinnen und Patienten überhaupt einmal ernsthaft zu fragen, was sie denn bräuchten, findet Glenn Laverack. Das werde jedoch nach wie vor viel zu wenig getan, sagt der Gesundheitsberater mit über 30 Jahren Erfahrung. Auch wenn das nicht ganz so hochtrabend wie «Empowerment» klingt: Ein Anfang wäre es.

Auf der ersten europäischen Konferenz zu «Patient Empowerment» – ENOPE 2012 – wurde obiger englischsprachiger Animationsfilm vorgestellt, der kurz und verständlich erklärt, was «Patient Empowerment» ist und was sich im derzeitigen Gesundheitswesen ändern muss, um dieses Ziel zu erreichen.

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