Heikel wird es für den Leberchirurgen dann, wenn eine Leber von kleinen Tumorherden durchsetzt ist, die sich mit blossem Auge kaum vom gesunden Gewebe unterscheiden lassen. Dazu kommt, dass die Leber ein weiches, bewegliches Organ ist, durchzogen mit überlebenswichtigen Blutgefässen. In solchen Fällen bleibt dem Chirurgen oftmals nur, ganze Leberteile grosszügig zu entfernen– oder aufzugeben. Das wollen Medizintechnik-Entwickler der Universität Bern und Viszeralchirurgen des Inselspitals ändern.
Navigationssysteme für Operationen an knöchernen Systemen wie am Schädel oder Knie gibt es schon. Die Berner Erfinder tüftelten nun eine Technik aus, die auch in der beweglichen Leber das Navigieren möglich macht. Dabei muss das starre Computermodell der kranken Leber in Übereinstimmung gebracht werden mit dem Ultraschallbild der aktuellen, beweglichen Leber. Dieses Ausmessen der Leber ist der schwierigste Teil des Eingriffs. Das eigentliche Navigieren in der Leber funktioniert dann ähnlich wie das GPS-Navi im Auto. Eine Stereokamera über dem Operationstisch entspricht dem GPS-Satelliten im Weltraum, die Nadel an der Spitze des Operationsinstruments dem Auto. Der Chirurg kann nun mit einer Genauigkeit von weniger als fünf Millimetern die kleinen Krebsherde anpeilen. Am Ziel angelangt, wird die Nadelspitze mit Strom erhitzt, die Blutgefässe des Tumors werden so verödet.
Leber-Navi erobert die Spitäler
Die Berner Entwickler vermarkten mit ihrer Firma «CAScination» ihr neues Navigationssystem mit einigem Erfolg in der ganzen Welt. In acht Zentrumsspitälern steht es bereits - von Sao Paulo über Stockholm bis Leeds. Trotzdem ist die Entwicklung noch lange nicht beendet. Ingenieure und Chirurgen arbeiten weiterhin eng zusammen, um ihr Gerät noch genauer und einfacher zu machen.