Entgegen der landläufigen Meinung wird der Mann mit zunehmendem Alter nicht automatisch impotent. Auch wenn die Häufigkeit sinkt: Die Lust nach Sex lässt im Alter nicht zwingend nach. Und auch wenn ein Mann ab und zu im Bett «versagt», heisst das noch lange nicht, dass er impotent ist: Psychische Belastungen wie Stress oder Unkonzentriertheit oder schlicht Mangel an Lust sind mögliche Gründe. Häufig kommt es zudem vor, dass es beim ersten Sex mit einer neuen Partnerin nicht gleich klappt, weil man(n) sich noch nicht so gut kennt.
Doch ab wann ist von Impotenz oder erektiler Dysfunktion die Rede? In Fachkreisen lautet die Definition: wenn der Mann in sieben von zehn Fällen versagt und das über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten. Wenn also gut 75 Prozent aller Versuche misslingen, in die/den Sexpartner/in einzudringen.
Psychisches oder körperliches Versagen?
Der Gang zum Psychiater wurde früher empfohlen, da man zu wenig über Impotenz wusste und Behandlungsmethoden wie Viagra & Co fehlten. Heute weiss man, dass nur ein Drittel aller Fälle psychisch bedingt sind, zwei Drittel aber körperliche Ursachen haben. Deshalb sollten Betroffene zuerst einen Urologen oder einen Andrologen (Hormonspezialist) aufsuchen.
Wenn es mit der Partnerin hingegen trotz Erektion nicht klappt, ist die Ursache vermutlich psychisch.
Die häufigsten Ursachen einer erektilen Dysfunktion
An einer Erektion des männlichen Gliedes sind drei Faktoren massgeblich beteiligt:
- Die Libido, denn jede Erektion beginnt mit der Lust im Gehirn. Libido oder Lust wandelt die erotischen Reize in chemische Prozesse um. Lustkiller sind: Stress und Depressionen. Aber auch Medikamente können die Potenz beeinflussen. Laut internationalen Studien verursachen Medikamente gut acht Prozent der Erektionsstörungen.
- Die Nervenbahnen, denn sie leiten die umgewandelten Lustgefühle an den Penis weiter. Sind die betroffenen Nervenbahnen verletzt, kommt es nicht zur gewünschten Erektion. Verletzungen der Nervenbahnen können auftreten bei Querschnittslähmung, Bandscheibenvorfall oder Operationen im Beckenbereich, beispielsweise bei einer radikalen Entfernung der Prostata. Diese Fälle machen rund zehn Prozent der Impotenzfälle aus.
- Die Blutgefässe, denn für die Standhaftigkeit des Penis müssen die Blutgefässe intakt und offen sein, damit die Schwellkörper sich überhaupt mit Blut füllen können. Herz-und Gefässleiden mindern die Durchblutung. Aber auch altersbedingte Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und Diabetes verengen die Gefässe. Arteriosklerose ist eine der häufigsten Todesursachen in den Industrienationen!
Alle drei Gründe einzeln oder in Kombination können am Ende zu einer erektilen Dysfunktion führen.
«Der Penis ist die Wünschelrute des Herzens»
Gerade Herz- und Gefässleiden machen mit 40 Prozent den grössten Anteil aus, wenn es zu Potenzstörungen kommt. Deshalb spricht man auch etwas salopp vom «Penis als Wünschelrute des Herzens». Denn heute weiss man, dass Potenzstörungen Anzeichen solcher Gefässerkrankungen sind und insbesondere auch Vorboten für spätere Herzinfarkte.
Deshalb ist es besonders wichtig bei Potenzstörungen den Arzt aufzusuchen. Zweithäufigster Grund mit 30 Prozent ist übrigens Diabetes. Auch die Zuckerkrankheit wirkt sich negativ auf die Gefäss- und Nervengesundheit aus.
Behandlungsmethoden
Es empfiehlt sich, in Untersuchung und Behandlung die Partnerin oder den Partner mit einzubeziehen. Das hilft zum Verständnis und verbessert den Therapieerfolg.
- PDE-5-Hemmer («Viagra» & Co. ) Die erste Anwendung von «Viagra» 1998 war zweifelsohne ein Meilenstein in der medikamentösen Behandlung von Impotenz. Potenzpillen wie «Viagra», «Cialis», «Vivanza» oder «Levitra» haben unterschiedliche Wirkstoffe mit unterschiedlichen Anwendungen und vor allem unterschiedlichem Wirkungseintritt und verschiedener Wirkdauer. Sie wirken aber alle gleich, indem sie eine Substanz (PDE-5) hemmen, die bewirkt, dass sich die Gefässe im Schwellkörper wieder verengen und den Blutfluss im Penis stoppen. Die Potenzpillen sind in der Regel die Behandlung erster Wahl.
Alle diese Medikamente sind in der Regel gut verträglich. Zu den Nebenwirkungen gehören Gesichtsrötungen, Kopfschmerzen und Sehstörungen. PDE-5-Hemmer sollten allerdings nicht nach frischem Herzinfarkt, schwerer Angina pectoris und ähnlichem genommen werden. Deshalb sollte man für eine richtige Anwendung immer den Arzt kontaktieren. - Penis-Spritze Die Penis-Spritze ist oft der nächste Behandlungsschritt, wenn die Medikamente zum Einnehmen nicht helfen. Die Substanz wirkt ähnlich wie die Tabletten, indem sie hilft, die Durchblutung aufrechtzuerhalten. Der Patient spritzt diese unter Anleitung des Arztes – später selbst – in seinen Schwellkörper. Mit der Injektion lassen sich gute Resultat erzielen, wenn die «ideale» Dosierung gefunden ist. Die Erektion hält auch nach dem Orgasmus an.
Experten sprechen von zehn der 40 Prozent der Männer, die über Schmerzen während der Erektion klagen. - Penisprothese / Penisimplantat Ein operativer Eingriff bei erektiler Dysfunktion erfolgt nur nach speziellen Abklärungen an spezialisierten Zentren. Penisprothesen werden in der Schweiz hochgerechnet etwa 50 Mal pro Jahr eingesetzt. Sind sind hierzulande also selten, anders als in den USA oder in südlichen Ländern wie Spanien oder Italien. Das mag daran liegen, dass der Eingriff in der Schweiz im Gegensatz zu den eben erwähnten Ländern nicht von der Krankenkasse übernommen wird und an die 20'000 Franken kostet.
Durchgesetzt hat sich das Drei-Komponenten-Modell. Die Schwellkörper-Zylinder kommen in die ausgeweiteten normalen Schwellkörper des Gliedes. Die Kontrollpumpe mit Ablassventil wird im Hodensack, der Ballon mit Kochsalzlösung im Unterbauch platziert. Somit ist das Implantat von aussen unsichtbar und kann einfach bedient werden. Der Ballon bildet das Reservoir. Über die Pumpe füllt die Kochsalzlösung die künstlichen Schwellkörper. Dieser rein hydraulische Vorgang bewirkt, dass der Penis hart wird.
Bei sorgfältigem Umgang hält ein Implantat zehn bis 15 Jahre, muss aber zyklisch bedient werden, auch wenn kein Verkehr stattfindet. Andernfalls kann das Gewebe Schaden nehmen.
Das Gefühl und der Orgasmus bleiben gleich, bei intaktem Samenleiter bleibt auch der Samenerguss erhalten.
Kann man sich vor Impotenz schützen?
Ja, indem man gesund lebt und Risikofaktoren für Gefässerkrankungen vermeidet – namentlich Rauchen, übermässigen Alkoholgenuss und Übergewicht. Eine gute Partnerschaft und ein offener Austausch helfen zusätzlich. Auch häufiger Sex wirkt sich positiv auf die Potenz aus.
Eine ein- bis mehrmalige Erektion des Penis pro Woche ist ratsam, denn so wird das Gewebe der Schwellkörper regelmässig mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Deshalb sollte man bei Impotenz auch den Arztbesuch nicht über Jahre hinausschieben. Denn je kürzer das Problem besteht, desto grösser sind die Behandlungschancen.