Weltweit sind mehr als 1,5 Milliarden Menschen mit Peitschen-, Spul- oder Hakenwürmern infiziert. Dies mit teils schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Medikamente dagegen sind relativ rar.
Forschende am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut haben nun jedoch in einer neuen Studie herausgefunden, dass ein Entwurmungsmittel für Hunde und Katzen offensichtlich auch beim Menschen wirksam ist. Es ist seit Jahrzehnten das erste vielversprechende Medikament.
Bisherige Medikamente nicht wirksam genug
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt bei Wurminfektionen bisher die Medikamente Albendazol und Mebendazol. Gegen den Peitschenwurm etwa ist diese Therapie, laut den erkenntnissen der Forschende allerdings nur bei 17 Prozent der Patientinnen und Patienten wirksam.
Ausserdem wurden die Erreger in den letzten Jahren mehr und mehr resistent gegen diese Medikamente. Es ist dasselbe Problem, wie mit den Antibiotika. Es braucht also andere, neue Medikamente.
Tiermedikament für den Menschen
Das Medikament Emodepsid, das bisher nur für Hunde und Katzen zugelassen ist, hat die Forschenden positiv überrascht. Alle an der Studie beteiligten Personen wurden damit vom Peitschenwurm befreit. Es wirkt, laut Studie, auch gegen Spul- und Hakenwürmer.
Allerdings ist das Medikament noch lange nicht für den Menschen zugelassen. Es braucht dafür erst weitere klinische Studien. Und das dürfte noch mindestens fünf Jahre dauern.
Mehr Geld für Forschung an Tieren, als an Menschen
Dass es sich ausgerechnet um ein Tiermedikament handelt, ist kein Zufall. Weil die Wurminfektionen vor allem in ärmeren Weltgegenden verbreitet sind, lohnt es sich für Pharmafirmen nicht gross, an Medikamenten für Menschen zu forschen. Für die Haustiere in reicheren Ländern aber, lohnt es sich, Medikamente zu entwickeln.
«In der Veterinärmedizin ist viel mehr Geld für die Entwicklung von Medikamenten für Wurmerkrankungen vorhanden als in der Humanmedizin», sagt die Studienleiterin Jennifer Keiser. Man hat also gegen Würmer in Tieren mehr in der Hand, als gegen Würmer im Menschen – weil mehr Geld in die Forschung für Tiere investiert wird.