Es war ein Schock für die Fans der Serie «Friends». Im vergangenen Herbst verstarb der Hauptdarsteller Matthew Perry im Alter von 54 Jahren. In seinem Blut befand sich eine grosse Menge Ketamin.
Nun wurden fünf Personen in Perrys Umfeld festgenommen. Darunter sein damaliger Arzt und eine Drogenlieferantin, die Perry in den Wochen vor seinem Tod rund 50 Dosen Ketamin verkauft haben soll. SRF-Wissenschaftsredaktorin Nicole Friedli beantwortet die wichtigsten Fragen zur Trenddroge «Keta».
Was ist Ketamin?
Ketamin ist eigentlich ein Medikament. Es betäubt und lindert Schmerzen und wird in der Anästhesie eingesetzt. Auch bei Depressionen kann Ketamin helfen.
Es gibt Menschen, die die Wirkung der Substanz als angenehm empfinden. So wird Ketamin auch als Partydroge missbraucht.
Wie wirkt Ketamin?
Die Effekte von Ketamin können sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Dosis. Bei Operationen werden manchmal hohe Dosen als Narkosemittel verwendet.
Auf Partys wird Ketamin meist niedriger dosiert und als weisses Pulver durch die Nase geschnupft. Das kann sich ähnlich wie Alkohol anfühlen: Konsumierende sind enthemmt und entspannt. Nehmen sie mehr, können Halluzinationen auftreten. Auch extreme Wirkungen auf die Psyche sind bekannt: Der Ketamin-Trip kann einem vorgaukeln, dass sich das eigene Ich auflöst. Ähnlich einer Nahtod-Erfahrung.
Es kommt vor, dass sich Partygängerinnen und Partygänger durch Ketamin komplett von der Realität losgelöst fühlen. Das nennen sie dann «K-Hole».
Wird Ketamin auch im Schweizer Nachtleben konsumiert?
Laut dem europäischen Drogenbericht 2024 wird es in Europa immer leichter, an Ketamin ranzukommen. Abwasserstudien zeigen, dass es auch in der Schweiz konsumiert wird.
Am Wochenende befinden sich hierzulande mehr Ketaminrückstände im Abwasser als unter der Woche. Das ist ein Hinweis darauf, dass Ketamin als Partydroge missbraucht wird.
Welche Risiken birgt der Ketamin-Missbrauch?
Auch die Nebenwirkungen sind dosisabhängig. Wer Ketamin missbraucht, muss zum Beispiel mit Schwindel, Übelkeit, Gedächtnislücken und erhöhtem Puls und Blutdruck rechnen. Bei hohen Dosen können Lähmungserscheinungen oder Bewusstlosigkeit auftreten.
Die wahrnehmungsverändernden Effekte können auch psychisch belastend sein: Manchmal werden Konsumierende ängstlich und erleben einen «Bad-Trip».
Besonders gefährlich ist der Mischkonsum. In Kombination mit Alkohol oder Opioiden kann Ketamin zu einem Atemstillstand führen. Neben dem Ketamin spielte bei Matthew Perrys Tod auch ein Opioid eine Rolle: Er hatte Buprenorphin im Körper.
Macht Ketamin abhängig?
Ja, wer regelmässig Ketamin einnimmt, kann psychisch abhängig werden. Aber es gibt weitere Gründe, warum es besser ist, auf den Konsum zu verzichten. Neben psychischen Problemen und Gedächtnisproblemen kann Ketamin langfristig auch zu Leber-, Blasen- und Nierenschäden führen.
Wann wird Ketamin in der Medizin eingesetzt?
Bevor Matthew Perry Ketamin als Freizeitdroge konsumierte, soll er es gegen Depressionen und Angstzustände eingenommen haben. Auch in der Schweiz ist die Substanz nicht nur in der Anästhesie, sondern auch zur Behandlung von Depressionen zugelassen. Patientinnen und Patienten dürfen das Medikament aber nur unter Beobachtung von medizinischem Fachpersonal einnehmen.
Möglicherweise wird Ketamin in Zukunft aber auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt. Aktuell erforscht ein Zürcher Team, ob Ketamin bei der Therapie von Kokainabhängigkeit helfen könnte.