Helene Zimmermann war klar, dass es irgendwann geschehen würde, das Erblinden. Schon als Jugendliche war klar, dass ihre Augenkrankheit dazu führen würde, dass sich ihr Augenlicht schleichend und unaufhaltsam verschlechtern würde. Ein Grund. Vorzeitig aufzugeben, war das für sie nicht: Trotz ihrer Sehbehinderung wurde sie Primarlehrerin in ihrer Glarner Heimat, ihr Traumberuf.
Hürden in der Weiterbildung
Dann, mit 44, verlor sie den letzten noch verbliebenden Rest an Sehkraft. Plötzlich spürte sie nicht einmal mehr den Unterschied zwischen Tag und Nacht und musste ihren Beruf als Lehrerin aufgeben. Helene Zimmermann fiel in ein tiefes psychisches Loch.
Doch sie fing sich, begann, an der Uni Zürich Sonderpädagogik zu studieren und stellte fest, dass ein Studium für blinde ein mühsames Unterfangen ist: Kursunterlagen und Fachliteratur müssen erst einmal eingescannt werden, um sie sich dann vom Computer vorlesen lassen zu können – nur ein Beispiel dafür, mit welchen Hindernissen und Hürden Blinde und Sehbehinderte kämpfen. Das führe auch dazu, dass die Betroffenen aus dem Arbeitsprozess fielen und häufig nur unter sich seien, kritisiert Helene Zimmermann. Heute setzt sie sich dafür ein, dass solche Dokumente elektronisch vorliegen, damit sie auch für Blinde zugänglich sind.
Besuch bei Schulklassen
Für den Schweizerischen Blindenbund, eine Selbsthilfeorganisation, ist Helene Zimmermann als Vermittlerin unterwegs. Mit ihrem Hund Lasco reist sie durch die halbe Schweiz, zu Schulklassen und an Veranstaltungen, auch an der Uni doziert sie. Sie will den Menschen zeigen, wie die Blinde und Sehbehinderte die Welt erleben und welche Schwierigkeiten sich dabei auftun. „Ich möchte Brücken bauen, die Menschen für unsere Probleme sensibilisieren“, sagt Helene Zimmermann. Mehr Verständnis schaffen will sie und damit erreichen, dass mehr Sehbehinderte und Blinde einen Beruf ausüben können und besser integriert sind in der Welt der Sehenden.