Auf den Darm kam er recht spät. Eigentlich wollte er sich nach seinem Medizinstudium in den USA zum Leberspezialisten ausbilden. Doch dann entdeckte Urs Marbet dort die Endoskopie. Die Möglichkeit, mit einer Kamera und Instrumenten in den Körper vorzudringen und dort nicht nur krankhafte Veränderungen zu erkennen, faszinierte ihn. So wurde er zum Magen-Darm-Spezialisten.
Er stiess so auch früh auf das Thema Darmkrebs und wie man ihn vorsorglich besser verhindern konnte. Es wurde nämlich entdeckt, dass wenn man Wucherungen im Darm, sogenannte Polypen, bei einer Darmspiegelung wegschnitt, damit auch das Risiko für Darmkrebs sank. Diese Erkenntnis brachte Marbet ins Kribbeln, wie er selber sagt.
Studie in den Kantonen Uri und Glarus
Er iniitierte zusammen mit den Universitäten von Zürich und Basel eine Studie in den Kantonen Uri und Glarus, wo man verschiedene Vorsorgemethoden verglich. Es zeigte sich, dass die Abtragung der Krebsvorstufen (Polypen) bei der Darmspiegelung das Krebsrisiko um 70 Prozent verringerte. Das Sterberisiko sank gar um beinahe 90 Prozent. Die Ergebnisse der Studie hatten nicht nur in der Schweiz, sondern in der Fachwelt weltweit ein grosses Echo.
Eine Darmspiegelung muss in der Schweiz von den Krankenkassen allerdings nur übernommen werden, wenn besondere Risikofaktoren vorliegen oder es erste Anzeichen für eine Erkrankung vorliegen. Der Kanton Uri ging aber nach dem Erscheinen der Studie weiter: Hier übernimmt der Kanton die Kosten, wenn sich jemand ab 50 vorsorglich den Darm untersuchen lassen will. Den Entscheid für dieses Screening-Programm fällte der Landrat letztes Jahr fast einstimmung – was wohl auch als Zeichen der Anerkennung für den Chefarzt am Urner Kantonsspital verstanden werden kann.
Urs Marbet selber ist zuversichtlich, dass bald auch in der ganzen Schweiz Vorsorgeuntersuchungen einfacher möglich werden. Das Ziel ist klar: die Zahl der rund 1600 Darmkrebsopfer jährlich um die Hälfte senken.