Die gute Nachricht vorneweg: Die Sinneszellen, die durch Corona geschädigt oder zerstört sind, können sich wieder erneuern. Dabei muss das Hirn wieder lernen, wie zum Beispiel Pfefferminze riecht. Lara Diem ist Oberärztin Neurologie am Berner Inselspital und Ärztin an der Covid-Sprechstunde. Sie empfiehlt Patientinnen und Patienten, die den Geruchs- und Geschmackssinn verloren haben, ein Riechtraining.
Riechtraining mit ätherischen Ölen
Gearbeitet wird mit ätherischen Ölen. Morgens und abends wird für 10 bis 15 Sekunden nacheinander an vier ausgewählten Düften gerochen. Dabei ist es wichtig, dass man sich bei jedem Duft eine konkrete Situation vorstellt. Ausserdem sollen Patientinnen und Patienten während des Riechens auch ein Bild zum Duft vor dem inneren Auge abspielen lassen.
Manchmal hilft auch ein Bild zum Beispiel die Postkarte einer Rose, wenn man mit dem Duft der Rose übt. Es wird also mit Duft, Emotion und Bild trainiert: «Bei Pfefferminze kann man sich an einen Tee auf dem Sofa erinnern. Bei einer Rose an den Hochzeitstag. Oder bei Zimt an Weihnachten», schlägt Diem vor. Auf diese Weise lernt das Hirn wieder, wie Pfefferminze, Rose und Zimt riechen.
Am Kaffee zu Hause riechen?
Natürlich kann man auch zu Hause am gemahlenen Kaffee riechen. «Allerdings weiss man da nie so genau, wie lange der schon in der Büchse lagert und damit an Geruch verloren hat», sagt die Ärztin. Auch eine Zitrone riecht nicht gleich intensiv wie das ätherische Öl der Zitrone, das viel konzentrierter ist.
Duft-Sets für das Riechtraining kann man in der Apotheke oder Drogerie kaufen. Am besten trainiert man mit intensiven Düften mit hohem Wiedererkennungswert. Die Neurologin empfiehlt für den Einstieg ins Dufttraining: Gewürznelke, Rose, Zitrone und Eukalyptus. Von Duftmischungen wie «Weihnachten» rät sie ab. «Das Hirn muss ja die einzelnen Düfte wieder lernen, mit einer Mischung ist es überfordert.» Auch mit dem Lieblingsduft des Partners oder der Partnerin kann man üben.
Trainieren und Geduld haben
Und dann heisst es: Geduld haben und zwei Mal pro Tag konzentriert riechen. Nach zwölf Wochen Training sollte man die Düfte auswechseln. «Auch wenn ein einzelner Duft plötzlich erkannt wird, ersetzt man ihn am besten», sagt die Ärztin.
Mit dem Riechtraining lernt das Gehirn doppelt bis viermal so schnell wieder zu riechen. Eine französische Studie konnte zeigen, dass es bei 64.2 Prozent der Patientinnen und Patienten erfolgreich war. Ausserdem war die Verbesserung des Geruchssinns bei Patienten, die mehr als 28 Tage trainiert haben, höher, als bei denjenigen, die kürzer trainiert hatten.
Unangenehmer Geruch: Ein gutes Zeichen
«Riecht man während des Riechtrainings plötzlich unangenehme Gerüche, muss man sich keine Sorgen machen», sagt Diem. Der Geruch nach Rauch oder Verfaultem beispielsweise sind ein Zeichen dafür, dass Geruchs- und Geschmackssinn allmählich zurückkommen. Das Hirn hat einfach noch eine Fehlleitung, bis es Knoblauch wieder als Knoblauch erkennen kann.