Die Mitralklappe mitten im Herzen ist ein Ventil in der linken Herzseite. Von dort aus wird das Blut in den Körper gepumpt. Wenn diese Klappe nicht mehr dicht ist, strömt Blut zurück Richtung Lunge. Das führt zu einer Überlastung und längerfristig zu einer Vergrösserung des Herzes.
Die Folgen sind Atemnot und ständige Müdigkeit; auch Herzrhythmusstörungen können auftreten.
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Bis vor 10 Jahren konnte so eine Klappen-Undichtigkeit nur mit einer Operation behandelt werden. Dabei wird das Herz stillgelegt, und die Herzlungen-Maschine übernimmt temporär das Aufrechterhalten des Kreislaufs. Patienten, die zu geschwächt waren um so eine schwere Operation zu überstehen, hatten Pech: Für sie gab es keine Hilfe.
Operation
Die operationelle Behandlung gilt nach wie vor als Goldstandard. Man hat damit jahrzehntelange Erfahrung und weiss, dass so operierte Mitralklappen auch Jahre später noch dicht sind. Wer körperlich fit genug ist um eine Herzoperation zu verkraften, wird darum auch heute noch operiert.
Allerdings trifft es meist ältere Menschen ab 75, die nicht selten schon anderweitig körperlich geschwächt sind und darum eine Operation nicht überleben würden. Für diese Patienten hat sich der Mitralklappen-Clip etabliert:
Eine Art Klammer wird via Katheter durch die Leiste ins Herz geführt. Dort werden bei schlagendem Herzen die Segel der Mitralklappe zusammengeheftet – wie mit einem Bostitch. Über 1000 Patienten wurden in der Schweiz bisher mit dieser Methode behandelt, Tendenz stark ansteigend.
Allerdings ist die Methode zu neu, als dass es schon Langzeit-Verläufe gäbe. Was man aber weiss: Die Clip-Methode ist qualitativ nicht zu vergleichen mit einer Operation, da die Klappe mit den Clips nicht ganz dicht wird.
«Operations-Qualität» durch die Leiste
Nun verspricht die allerneuste Methode bessere Qualität – auch schonend über die Leiste und bei schlagendem Herzen. Francesco Maisano, der neue Direktor des universitären Herzzentrums Zürich, hat das sogenannte Cardio-Band mitentwickelt.
Die Methode: Ein Band wird via Katheter ins Herz geführt. Dort setzt man dieses auf die geweitete Öffnung der Mitralklappe und zieht es so weit zusammen, bis die Klappe wieder schliesst. Genau gleich wie bei der offenen Operation, wo aber mit Nadel und Faden gearbeitet wird.
Weltweit wurden bisher erst rund 300 Patienten mit dieser neusten Methode behandelt, in der Schweiz gut 30. Mit gutem Erfolg, sagt Francesco Maisano. Was aber natürlich ebenfalls fehlt sind Langzeitbeobachtungen.
Ob sich die Methode durchsetzen kann, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Bereits aber gibt es Weiterentwicklungen: Beispielsweise wurden schon erste komplett neue Klappen via Katheter eingesetzt. Allerdings findet dies noch auf sehr experimenteller Basis statt.
Derzeit werden noch deutlich mehr Mitralklappen mit Operationen als via Katheter behandelt. In ein paar Jahren – so sind sich die meisten Fachleute einig – dürfte sich dieses Verhältnis umkehren.