Erfunden und entwickelt in Basel am Universitätsspital wurden mit der neuen Methode in einer Phase-1-Studie bislang 18 Patienten erfolgreich behandelt. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der CrossKlinik durchgeführt.
Bei dieser Methode wird Nasenknorpel entfernt, zerkleinert und daraus in einem heute noch teuren und aufwändigen Verfahren Knorpelgewebe gezüchtet. Dieses setzen die Chirurgen in den verletzten Knieknorpel ein. Bisher ist das aber erst möglich bei an sich gesunden Gelenken und akut und begrenzt verletzten Knieknorpeln. Das betrifft vor allem jüngere Patienten, oft nach Sportverletzungen.
Falsche Erwartungen
Nun wird die Studie in der Phase II ausgeweitet: 108 Patienten erhalten die Behandlung in Basel, Mailand, Freiburg im Breisgau und Zagreb. Für diese zweite Phase werden in den nächsten zwei Jahren nach wie vor Patienten gesucht.
Seit der Veröffentlichung der ersten Studie im Herbst bekommt der «Erfinder» der Methode, Biomediziner Ivan Martin, Anfragen aus der ganzen Welt. Häufig auch von Arthrose-Patienten. Diese muss Martin aber noch vertrösten: Zwar ist die Behandlung von Arthrose das Fernziel des Biomediziners. Bis dahin sind aber noch zahlreiche, zum Teil schwierige experimentelle Untersuchungen nötig.
So weiss man nicht, wie sich das gezüchtete Gewebe in einer entzündeten Umgebung wie einem Arthrose-Knie verhalten würde. Überleben die Zellen eine kranke Umgebung? Können sie die kranke Umgebung eventuell heilen? Fragen dieser Art beschäftigen Ivan Martin und sein Team die nächsten Jahre.
Geklärt wird auch, ob kombinierte Behandlungen Sinn machen würden: Das Gewebeimplantat kombiniert mit einer Entzündungsbehandlung oder mit einer mechanischen Gelenkskorrektur.
Weitere Jahre Forschung
Die grössten Schwierigkeiten beim Beantworten all dieser Fragen sieht Ivan Martin im Finden der richtigen Modelle. Geforscht werden kann im Labor mit Zellkulturen oder bei Tieren.
Die aktuellen Experimente bei Schafen sind laut Martin vielversprechend. Künstlich erzeugte arthrose-ähnliche Entzündungen der Kniegelenke entwickelten sich nach der Implantation eines gezüchteten Nasenknorpels positiv. Aber die Bedingungen seien nicht einfach mit jenen im menschlichen Körper vergleichbar, relativiert Martin. Schwierig ist auch die Züchtung des Gewebes, weil die Herstellung aufgrund der arbeitsintensiven, manuellen Prozessschritte schwierig zu standardisieren und ausserdem teuer ist.
Ivan Martin schätzt, dass es noch fünf bis zehn Jahre dauern wird, bis seine Methode eventuell auch bei Arthrose angewendet werden kann.